#207 Podcast: Warum es so wichtig ist, dass wir mit offenem Herzen aufeinander zugehen – Interview Special mit Yusra Mardini
** Das Interview ist auf Englisch. Die deutsche Übersetzung findest du weiter unten oder auf YouTube als Untertitel. **
Ich freue mich so sehr, heute wieder ein Interview mit dir im Podcast zu teilen. Es ist ein Interview, das mich persönlich so tief berührt hat, wie bisher kein anderes. Ich spreche mit Yusra Mardini über ihre Flucht aus Syrien, was sie alles erlebt hat und wie es ihr seitdem geht.
Yusra Mardini hat bei der Bootsüberfahrt von der Türkei nach Griechenland zusammen mit ihrer Schwester 3,5 Stunden das Boot gezogen bzw. hat dabei geholfen, dass es nicht umkippt und in die richtige Richtung fährt. Sie erzählt außerdem, wie es dazu kam, dass sie im Olympischen Team der Flüchtlinge mitgeschwommen ist und was das für sie bedeutet hat.
Dieses Interview hat mich tief bewegt und ich hoffe, dass es dich auch inspiriert, dein Herz zu öffnen und dass wir den Menschen helfen, die unsere Hilfe benötigen. Denn wir sind alle miteinander verbunden und das ist es, was uns letztlich zu Menschen macht: dass wir unsere Herzen öffnen und füreinander da sind.
Im Gespräch mit Yusra Mardini erfährst du:
- Warum wir uns gegenseitig mehr helfen sollten,
- Wie das Leben von Flüchtlingen in Deutschland ist und wie wir sie unterstützen können,
- Wie wichtig es ist, die eigene Geschichte zu teilen und andere damit zu inspirieren und
- Warum wir unseren Alltag und unser Leben mehr wertschätzen sollten.
Akkordeon Inhalt
Laura:
Es ist mir eine Riesenfreude, heute die einzigartige und wundervolle Yusra Mardini im Podcast zu Gast zu haben. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Willkommen im Podcast!
Yusra:
Vielen Dank für die Einladung!
Laura:
Lass uns direkt ins Interview eintauchen. Für jeden, der Dich nicht kennt, lass uns zehn Jahre zurückgehen. Wo warst Du vor zehn Jahren? Und wer warst Du damals?
Yusra:
Vor zehn Jahren war ich eine Schwimmerin. Ich war ein ganz normales Kind. Ich ging zur Schule. Mein Vater war mein Schwimmtrainer. Meine Mutter war Physiotherapeutin. Meine ältere Schwester war auch Schwimmerin. Mein Leben bestand also hauptsächlich aus Schwimmen und Schule.
Laura:
Wo hast Du gelebt? Wo war damals Dein Zuhause?
Yusra:
Ich habe in Damaskus, in Syrien gelebt. In der Hauptstadt. Es ist eine sehr historische Stadt. Das habe ich aber erst realisiert, nachdem ich die Stadt verlassen habe. Das ist traurig. Die Stadt ist wunderschön.
Laura:
Jetzt bist Du in Hamburg, korrekt? Du bist im Olympiacamp in Hamburg und trainierst für die Olympischen Spiele.
Yusra:
Ja genau, auf Deutsch heißt es Olympiastützpunkt.
Laura:
Olympiastützpunkt! Ein sehr deutsches Wort. Wie ist es dazu gekommen, dass Du jetzt in Hamburg bist? Wie alt bist Du?
Yusra:
Ich bin 21 Jahre alt.
Laura:
Was ist passiert, dass Du mit 21 Jahren in Hamburg lebst und am Olympiastützpunkt für die Olympischen Spiele trainierst? Was ist passiert?
Yusra:
Vor drei Jahren nahm ich in Rio bei den Olympischen Spielen teil. Doch vor dieser großen Geschichte, ist wirklich einiges vorgefallen. Ich habe mit 17 Jahren mein Land verlassen, weil der Krieg ausgebrochen ist, als ich zwölf war. Fünf Jahre meines Lebens habe ich im Krieg gelebt. Meine Schwester und ich entschieden uns zur Flucht. Denn in diesem Sommer, genauso wie im Sommer davor, haben viele Syrer das Land verlassen. Wir hatten weder Elektrizität noch Wasser, und das für mehr als 16 Stunden täglich. Es gab täglich Stromausfälle. Auf der anderen Seite haben sowohl unsere Eltern als auch wir, als Rettungsschwimmer gearbeitet. Diesen Sommer habe ich auf meine kleine Schwester aufgepasst, und meine ältere Schwester hat in einem Kleidergeschäft gearbeitet. Meine Mutter war Physiotherapeutin und mein Vater Schwimmtrainer. Und wir konnten davon kaum ein normales Leben führen. Und natürlich war der Hauptgrund der Krieg. Im Krieg ist das Leben immer in Gefahr. Und deswegen haben wir uns entschieden zu gehen. Wir sind ohne unsere Mutter weggegangen. Mein Vater war damals in Jordanien, weil er dort als Trainer gearbeitet hat. Dort gab es bessere Möglichkeiten. Also sind wir 2015 weggegangen.
Laura:
Eine Frage habe ich dazu. Nimm uns mit zu dieser Nacht, als ihr gegangen seid. Deine Schwester und Du, ihr habt diese Entscheidung getroffen. Wusstet ihr wohin es gehen sollte? Wie habt ihr mit eurer Mutter darüber gesprochen? Was hast Du in dieser letzten Nacht gefühlt?
Yusra:
Nachdem wir die Entscheidung zur Flucht getroffen haben, ist alles sehr schnell gegangen. Es ist alles innerhalb von einer Woche passiert. Unsere Eltern haben zugestimmt, was uns sehr überrascht hat. Meine Mutter hat bis zur letzten Minute geweint und war dagegen. Sie wollte mit der Kleinsten mitkommen, aber wir haben nein gesagt. Es war einfach viel zu gefährlich mit einem Kind. Und wir wollten nicht, dass sie es erleben mussten. Wir wollten sie nachholen. Ich erinnere mich, dass ich in der letzten Nacht nicht geweint habe. Ich habe überhaupt nicht geweint. Ich glaube, ich habe versucht meine Emotionen zu ignorieren. In dieser letzten Nacht sind wir um zwölf Uhr nach Hause gekommen. Weil wir uns von vielen Freunden verabschiedet haben. Sie brachten uns eine riesige Torte und ein riesiges Bild aus Minibildern, wie ein Puzzle. Doch ich konnte es nicht mitnehmen, es ist immer noch in Syrien. Sie alle gaben mir Souvenirs mit, die ich mitgenommen habe. Und ja, ich war zwar nicht verliebt, aber ich war verknallt. Und er kam auch vorbei und brachte mich nach Hause, um sich zu verabschieden. Als ich zu Hause war, weinte meine Mutter. Sie war sauer, dass wir die Zeit nicht mit ihr verbracht haben, sondern mit Freunden. Wir haben dann noch mit ihr die restliche Zeit verbracht und sind dann auch gemeinsam mit dem Auto zu meinem Cousin gefahren. Und von da sind wir alle mit dem Taxi zum Flughafen gefahren. Am Flughafen waren meine Mutter, meine kleine Schwester und auch mein Opa. Alle haben geweint. Es war sehr hart für sie, weil sie nicht wussten, ob uns was passieren konnte. Für uns war es einfacher. Wir waren diejenigen, die unterwegs waren. Und wenn wir den Kontakt verlieren würden, würden wir wissen, dass wir am Leben sind. Manchmal waren wir vier Stunden lang unerreichbar und für meine Mutter war es schrecklich, als hätte sie ihre Töchter verloren. Meine Eltern haben mir gesagt… wir kommen bestimmt noch zu diesem Thema zurück… zur Bootsfahrt… Meine Eltern sagten mir, dass sie nach zwei Stunden dachten, wir wären tot. Und da begann mein Vater zu beten. Stell dir vor, wohin dich dein Gehirn hinbringt.
Laura:
Es war also diese Nacht. Am nächsten Morgen warst Du am Flughafen. Was hast Du gefühlt und gedacht? Wusstest Du wohin es ging? Kanntest Du die Strecke?
Yusra:
Ja. Für jedes einzelne Land, muss man einen Weg finden. Konkrete Pläne existieren nicht. Es gab auf Facebook eine sehr berühmte Seite. Sie wurde durch die Nachrichten berühmt. Dort haben sich die Flüchtlinge gegenseitig kontaktiert, und berichtet, ob die Boote untergehen, oder nicht. Diese Seite wurde gesperrt. Aber sie wurde sehr berühmt durch die Nachrichten. Von dort haben wir die Informationen geholt. Wenn man verloren geht, dann schreibt man es in die Gruppe bei Facebook, „Ich bin hier… bla bla bla…“ Und es gab Menschen, die geholfen haben und Informationen und Ratschläge weitergaben.
Laura:
Unglaublich!
Yusra:
Sie waren alle Flüchtlinge. Außerdem hatten wir unsere Handys. Wir hatten uns in jedem Land eine SIM-Karte besorgt. Um Internet zu haben. Wir hatten auch eine App, die Baby Tracker heißt. Damit unsere Eltern sehen konnten, wo wir sind. Wenn sie, zum Beispiel, sehen, dass wir uns auf dem Meer nicht bewegen, würden sie direkt die Polizei anrufen. Damit waren alle Flüchtlinge ausgestattet. Sie konnten also sehen, wo wir waren. Oder zumindest den letzten Punkt, an dem wir Internet hatten. Aber sonst wussten wir nichts über die Strecke. Wir wussten, dass es eine Bootsfahrt gab. Wir wussten, dass Ungarn schrecklich werden könnte. Das haben uns die anderen Flüchtlinge erzählt. Aber wir wussten einfach nicht, ob etwas Schreckliches passieren würde. Wir wussten nicht, ob wir das überleben. Doch wir mussten es einfach versuchen.
Laura:
Für mich, wenn ich Dir zuhöre, ist es sehr schwierig mir vorzustellen, wie Du Dich gefühlt hast. Das ist so ein Privileg in Europa zu leben, dass man sich nicht mal vorstellen kann, an welchem Punkt man sein muss, um diese Entscheidung treffen zu müssen. Um irgendwohin zu gehen, ohne zu wissen, ob man es überlebt. Was trotzdem besser ist, als das wo man ist. Vor allem in der aktuellen Debatte über Flüchtlinge, die nach Europa kommen, ist es so wichtig es hervorzuheben, dass Du Hilfe gebraucht hast.
Yusra:
Genau!
Laura:
Wichtig auch für alle, die zuhören: zu helfen.
Yusra:
Entschuldige die Unterbrechung. Ich glaube, dass… 50% bis 70% aller Europäer, darüber nachdenken und gerne helfen würden, aber sie bewegen sich nicht. Sie haben Angst. Sie haben Angst davor, es zu bereuen. Sie haben Angst vor Flüchtlingen. Ich verstehe auch warum sie Angst haben. Aber am Ende sind wir einfach nur Menschen. Der Hauptgrund, warum wir geflohen sind… Ich hatte Angst davor… So wollte ich dort nicht mehr weiterleben. Zur Schule gehen und zum Schwimmen… Und was dann? Was ist der Sinn meines Lebens dort? Welchen Sinn hat das Leben, wenn man sich jeden Tag vorstellt, dass dein Familienmitglied oder dein Freund stirbt. Mir ist es passiert. Viele meiner Freunde sind gestorben. Hier in Berlin habe ich erfahren, dass ein Freund von mir gestorben ist. Ich konnte nichts machen. Eine Woche lang saß ich in meinem Zimmer und wollte mit niemandem sprechen. Es war so hart. Stell dir das im Alltag vor… Wenn man erfährt, dass die Polizei deinen Freund mitgenommen hat. Dass dein Cousin verhaftet wurde. Dieser Mensch ist gestorben. Es gab heute einen Bombenanschlag. Das war mein Alltag. Und es passiert immer noch. Es ist traurig, aber es ist immer noch so. Es ist nicht vorbei. Es sind nun fast zehn Jahre.
Laura:
Lass uns zu diesem Punkt, wie wir tatsächlich helfen können, später zurückkehren. Denn ich möchte zu Deiner Geschichte zurückkehren. Denn es ist eine sehr inspirierende und starke Geschichte. Du bist also am Flughafen. Was war das erste Land in das Du geflogen bist?
Yusra:
Ich bin nach Beirut geflogen, nach Libanon. Das war schrecklich. Denn das war der Anfang von einem Höllentrip. Während des Flugs… Die Menschen… Also das Personal an Bord.
Laura:
Flugbegleiterin!
Yusra:
Genau. Sie machte folgende Durchsage: „Syrische Menschen, bitte stehlen Sie die Schwimmwesten nicht!“ Das war das erste was sie sagte. Sie sagte, wir sollten die Westen unter dem Sitz nicht stehlen. Ich dachte mir nur, wenn wir den Flug bezahlt haben, dann haben wir sogar einen Anspruch auf die Weste. Das ist unsere Entscheidung. Das war sehr erniedrigend. Am Flughafen mussten die syrischen Flüchtlinge auf dem Boden sitzen. Wir durften einen abgetrennten Bereich nicht verlassen und mussten dort auf dem Boden sitzen, während wir auf den nächsten Flug nach Istanbul gewartet haben. Dort habe ich mich wirklich so erniedrigt gefühlt. Das war unschön, denn es ist das Nachbarland von Syrien. Und sie wissen ganz genau was passiert, denn auch dort gab es Krieg, und in einigen Regionen herrscht er immer noch. Und dann behandeln sie uns so! Wir haben damals unsere Türen für sie geöffnet. Doch sie behandeln uns so. Das machte mich sehr traurig. Dann ging es weiter nach Istanbul. Und in Istanbul sind mittlerweile drei Millionen Syrer. Es ist ein tolles Land! Wir sind eine Woche in Istanbul geblieben, um zu entscheiden, ob wir mit dem Boot oder mit dem Bus weiterfahren wollen, um die Grenzen zu überqueren. Mit Bussen kam man als Flüchtling nicht weiter. Es ging nur über das Meer.
Laura:
Meinst Du damit, dass man nicht über die Grenze kam mit dem Bus?
Yusra:
Ja. Der Mann einer Cousine war mit uns und er hatte sehr viel Angst vor dem Meer. Daher hat er es auf dem Landweg versucht. Er wurde geschnappt und wieder zurückgebracht. Deshalb haben wir uns alle für das Meer entschieden. Und deshalb haben wir in Istanbul nach Schmugglern gesucht. Um den besseren Weg und den besseren Schmuggler zu finden. Dabei sind sie alle gleich. Wir mussten Schwimmwesten und Messer kaufen. Jeder Flüchtling hat ein Messer dabei. Und auch kleine Lichter für den Notfall. Und auch eine Notfallapotheke. Sonst darf man nichts an Bord nehmen. Also nur so eine kleine Tasche. Da soll alles reinpassen. Ich hatte drei T-Shirts und zwei Hosen. Aber als ich am Boot war, musste ich sie wegwerfen. Weil das Boot so voll war, durften wir nichts mitnehmen.
Laura:
Du hattest nichts bei Dir?
Yusra:
Nichts. Ich trug eine Jeans und ein T-Shirt, ich hatte eine kleine Unterwassertasche für das Handy. Dort legte ich mein Handy und 500 Euro rein. Ich verschloss es und klemmte es unter meinem BH ein. Sonst hatte ich nichts. Nicht mal Schuhe. Ich hatte Timberlands dabei. Für den Weg. Aber ich musste sie wegwerfen. Beim ersten Versuch das Boot zu erreichen, klappte es nicht und ich musste zum Ufer zurück laufen. Und ich blieb in den Steinen stecken. Mit den Timberlands. Deswegen habe ich sie weggeschmissen. Damit es mir nicht noch mal passiert. Ich hatte Flip-Flops an. Und die habe ich verloren. Griechenland habe ich nur in T-Shirt und Jeans erreicht. Ich hatte nicht mal Schuhe.
Laura:
Ich kann es mir zwar vorstellen, aber… es berührt mich total… Du hast also das Boot erreicht und hast alles zurückgelassen. Deine Schwester war bei Dir.
Yusra:
Ja.
Laura:
Du hattest eine kleine Tasche dabei, mit 500 Euro und Deinem Handy. Sonst nichts. Wie viele Menschen waren an Bord?
Yusra:
Zwanzig.
Laura:
War es am Tag oder in der Nacht, als Du an Bord gegangen bist?
Yusra:
Es war 19 Uhr. 19:30 Uhr. Es war kurz vor Sonnenuntergang. Als wir ins Boot gestiegen sind… Kennst Du diese riesigen Schiffe? Die haben Gummiboote mit Motoren für drei bis vier Personen. In so einem Boot saßen wir mit zwanzig Personen. Einer von uns wiegte über 100 Kilo. Sie haben ihn bei uns rein gesetzt, um ihn loszuwerden. Der arme. Wir setzten uns also ins Boot. Und wir haben es gestartet. Zuvor gab es aber einen Streit zwischen Schmugglern. Die einen waren aus Irak, die anderen aus Afghanistan. Und sie teilen sich das Geschäft 50/50. Ein Boot von Irakern, ein Boot von Afghanen. Die Afghanen haben aber zwei Boote genommen. Deswegen waren die irakischen Schmuggler sehr wütend. Und deshalb haben sie ein Boot aufgeschlitzt. Sie haben es geflickt. Und danach sollten wir uns rein setzen.
Laura:
Das Boot war also kaputt.
Yusra:
Ja. Sie sagten uns zwar, dass es nicht dasselbe Boot war, aber im Wasser haben wir gemerkt, dass es das aufgeschlitzte Boot war. Sobald wir im Boot saßen, starteten wir den Motor. Die Schmuggler bleiben noch fünf Minuten dabei. Um zu zeigen, wie das Boot funktioniert. Denn es gab noch ein Problem mit der Polizei. Wenn die Polizei dich dabei erwischt, wie du das Boot steuerst, mit Flüchtlingen an Bord, bekommst du über 20 Jahre Haft. Stell Dir das vor. Ein Afghane war mit uns im Boot und er hat es gesteuert. Doch es war sehr windig. Und jedes Mal, wenn wir uns nach vorne bewegen wollten, hat uns der Wind immer wieder in Richtung Türkei zurückgedrängt. Ein Freund meines Vaters war dabei. Und er sagte, dass einer von uns ins Wasser muss. Er ging für fünf Minuten ins Wasser. Er versuchte das Boot zu stabilisieren und kam wieder rauf. Er hat die Situation an Bord quasi gemanagt. Er sagte, dass vier Personen ins Wasser springen sollen. Die anderen sollen das Wasser aus dem Boot schöpfen. Die erste, die nach ihm ins Wasser sprang, war meine Schwester. Sie sagte mir, ich solle bleiben. Dann kam ich von der anderen Seite dazu. Und dann haben wir uns gestritten. Was ein bisschen lustig ist. Sogar in solch einer Situation, sagte sie: „Nein, nein, pass du auf dich auf, ich springe raus.“ Ich sprang also von der anderen Seite runter. Und noch jeweils ein Mann von jeder Seite.
Laura:
Ins Wasser? Mitten auf dem Meer?
Yusra:
Ja. Es waren meine Schwester, ein Typ, ich und ein Typ. Meine Schwester hatte die ganze Zeit Angst um mich. Sie wollte, dass ich wieder ins Boot springe. In sehr schwierigen Situationen, verliere ich leicht das Bewusstsein. Und werde ohnmächtig. Davor hatte sie Angst. Außerdem trage ich eine Brille. Sie hatte Angst, dass ich ohnmächtig werde und das Boot verliere. Aber ich war fest entschlossen. Sie ist eine Schwimmerin, ich bin eine Schwimmerin, sie ist im Wasser, warum sollte ich nicht? Und so sind wir…. Viele Menschen glauben, wir hätten das Boot gezogen. Aber so war es nicht. Wir haben das Boot nicht mehr als 400 Meter gezogen. Es waren 20 Person an Bord! Ich wiege 55 Kilos. Wir haben eine Hand über das Boot gelegt. Mit der anderen haben wir gerudert. Wir haben auch unsere Beine bewegt. Wir haben versucht das Boot zu stabilisieren, damit es nicht abdriftet. Und die Wellen haben das Boot von vorne hochgehoben. Wir haben 3,5 Stunden gebraucht. In diesen 3,5 Stunden hat keiner von uns aufgehört laut zu beten. Wir haben alle gleichzeitig gebetet. Das werde ich nie vergessen.
Laura:
Was habt ihr gebetet? War es ein bestimmtes Gebet?
Yusra:
Es waren verschiedene Gebete. Wir beteten: Gott hilf uns! Gott sei mit uns! Gott lass uns ankommen! All so was. Auch Psalmen aus dem Koran. Das Witzigste auf dem Boot war Folgendes: Ich war im Wasser, und ein Mann aus dem Sudan, glaube ich, sagte zu mir, dass ich so mutig sei, und ich sagte ihm, er solle still sein und damit warten bis wir ankommen.
Laura:
Ich kann mir vorstellen, dass man das nicht hören will.
Yusra:
Ja, weil er im Boot saß und ich war im Meer. Ich hatte Salz in den Augen. Ich fragte mich, ob ich ankommen würde. Dabei war er so süß und lobte meinen Mut. Und ich nur: „Sei still!“
Laura:
Du warst also 3,5 Stunden lang im Wasser. Hast versucht es zu stabilisieren. Und dann habt ihr Griechenland erreicht.
Yusra:
Ja.
Laura:
Wie war dieser Moment, als ihr Griechenland erreicht habt.
Yusra:
Ich wollte nur essen und trinken. Ich habe nichts gesagt. Wir haben nur gebetet. Uns beim Gott bedankt, dass wir angekommen sind. Ich hatte keine Kleidung an. Ich war erschöpft. Überleg mal, davor war ich fünf Tage lang im Wald. Dort hatten wir nicht genug Wasser. Wir hatten eine Flasche Wasser. Ich habe nur ein kleines Glas Wasser pro Tag getrunken. An diesen vier Tagen haben wir… Ich habe alle zwei Tage ein Snickers gegessen. Die Schokolade. Nur um das Hungergefühl wegzubekommen. Und die Schmuggler sind Lügner. Sie sagen, man soll sofort aus dem Bus aussteigen, und in das nächste Boot einsteigen. Dabei kommt man um 5 Uhr morgens an. Und dann wartet man fünf Tage. Und wenn man runter in den Wald geht, warten dort mehr als 500 Flüchtlinge auf das Boot.
Laura:
Oh Gott.
Yusra:
Einige sind Babys. Und dort wartet man und lernt Menschen kennen. Wir waren ungefähr 30 Personen. Ich weiß nicht, wie wir uns kennenlernten. Sicher war es meine Schwester, die das Gespräch gesucht hat. So haben wir sie kennengelernt und blieben dort zusammen. Dort war auch ein drei Monate altes Baby. Stell Dir das vor. Das hat mir und meiner Schwester das Herz gebrochen. Sie hatte eine Kette am Hals mit vielen Telefonnummern, die angerufen werden sollten, falls die Eltern sterben und sie überlebt. Das war so schrecklich für meine Schwester und mich. Wir haben ihnen angeboten zusammen ein Boot zu nehmen, weil wir als Schwimmerinnen wussten, was zu tun ist. Sie haben überlebt! Es geht ihnen gut. Sie sind in Deutschland.
Laura:
Gut zu wissen!
Yusra:
Ja!
Laura:
Das nimmt mich wirklich mit.
Yusra:
Ja, es ist hart. Jetzt lächele ich und erzähle diese Geschichte, weil ich es überwunden habe. Es ist wirklich sehr wichtig, dass die Menschen erfahren, wie sehr Flüchtlinge leiden, um dorthin zu kommen. Dabei wollen wir nichts außer Frieden und ein normales Leben, um uns eine Zukunft aufzubauen. Viele denken, dass wir wegen des Geldes da sind. Aber lasst mich etwas sagen: meine Schwester und ich haben 10.000 Euro für die Fahrt nach Europa bezahlt. Es ist wirklich nicht einfach ein Boot zu bekommen. Allein die Bootsfahrt, die uns fast umgebracht hat, hat 1.500 Euro gekostet, pro Person. Man bezahlt sogar seine eigene Todesfahrt.
Laura:
Das ist unvorstellbar. Ich bin vor kurzem Mutter eines kleinen Sohnes geworden, er ist acht Monate alt.
Yusra:
Glückwunsch!
Laura:
Allein die Vorstellung in solch einer Situation zu sein… Auch für Deine Eltern… Ich kann es wirklich nachfühlen…. Du bist also in Griechenland angekommen. Was ist als nächstes passiert?
Yusra:
In Griechenland haben wir uns darüber gefreut, dass die Fahrt vorüber war. Das Leben ist schön! Und dann haben wir erfahren, dass vier Stunden Fußweg vor uns hatten. Nach der Bootsfahrt. Es gab dort am Ufer ein Restaurant. Dort wollten wir Wasser kaufen. – Hier sind 500 Euro. – Nein. Ihr kriegt kein Wasser. – Bitte, etwas zu trinken. – Nein! – Ihr seid Flüchtlinge und ich gebe euch kein Wasser. Wir haben also kein Wasser bekommen. Und auch kein Essen. Wir sind weitergegangen und auf einmal kam ein Teenager. Sie lebte wohl dort. Wir haben etwas für das Kind gebeten, das auch im Boot mit uns war. Er war sechs Jahre alt. Wir haben sie gebeten, ihm etwas zu geben, weil er komplett nass war und es kalt war. Ein T-Shirt oder einen Pulli, den sie nicht brauchte. Sie hat uns reingelassen. Sie gab uns Wasser. Sie gab dem Kind einen Pulli. Mir gab sie Schuhe, weil ich ja keine hatte. Und so gingen wir weiter. Sie hat gesagt, dass der Weg vier bis fünf Stunden dauert, um in die Stadt zu kommen. Das haben wir dann gemacht. Und in der Stadt waren es Hunderte von Flüchtlingen, die auf die Busse von UNHCR gewartet haben. Man musste dort drei bis vier Tage warten. Jemand sagte uns, dass man zu Fuß einen halben Tag braucht, um zur Station zu kommen. Es geht dann schneller. Das haben wir dann gemacht. Eine Nacht haben wir dort geschlafen. Wir sind in ein Restaurant gegangen. Dort war die Frau sehr nett. Sie zeigte uns wo die Kirche war, um dort zu übernachten. Besser als draußen zu schlafen. Meine Schwester war danach als Volunteer in Griechenland, und sie hat sie wieder besucht. Und sie hat sich noch an uns erinnert.
Laura:
Wow!
Yusra:
Ja! Wir haben also in dieser Kirche übernachtet. Dann sind wir auch in diese Stadt gegangen, und die UNHCR hat unsere Daten aufgenommen. Als Familie oder Mütter mit Kindern kommt man schneller dran. Meine Schwester wurde also gefragt, ob sie die Mutter von diesem Kind war. Sie sagte: „Ja!“ „Und das sind meine Geschwister und Cousins.“ Und weil wir das Kind dabei hatten, haben wir einen früheren Bus bekommen. So sind wir also in den Bus gekommen. Und dann mussten wir uns in Mitilini registrieren. Wenn man dort angekommen ist, muss man sich ein Ticket kaufen, um die Dokumente zur Weiterreise zu bekommen. Für jedes Land, das man als Flüchtling passiert, braucht man ein solches Dokument, um in ein anderes Land reisen zu können. Ohne dieses Dokument, wird man von der Polizei wieder in die Türkei gebracht. Doch wenn man dieses Dokument hat, wird man in das letzte Land gebracht, in dem man sich aufgehalten hatte. Für Ungarn wäre es zum Beispiel Serbien. Das ist viel einfacher für Flüchtlinge. Wir hatten also das Dokument und die Tickets nach Athen. Wir sind mit einem riesigen Schiff nach Athen gefahren. Dort war es einfacher, weil wir mit dem Bus gefahren sind und ein wenig zu Fuß unterwegs waren. Es hat aber immerhin drei bis vier Tage gedauert, bis wir Griechenland verlassen haben. Daraufhin sind wir in Serbien angekommen. Dort haben wir vier Tage lang auf dieses Dokument gewartet. Danach waren wir wieder zu Fuß und mit den Bussen unterwegs. Und schließlich haben wir die Grenze überquert. Der Weg führte an den Gleisen entlang. Dort wurden viele Menschen von Zügen erfasst. Es gibt nämlich keinen Platz neben den Gleisen. Und wenn der Zug kommt, kann man nicht entkommen. Leider sind auf diesem Weg viele umgekommen. Dieser Weg war sehr gefährlich. Es gab auch viele Raubüberfälle. Und auch sexuelle Übergriffe auf Frauen. Das war wirklich hart, aber wir hatten Glück, denn wir waren eine Gruppe von 30 Menschen. Wir hatten viele Männer dabei, die uns beschützt haben. Das war wirklich ein Segen. Danach haben wir die Grenze von Serbien nach Ungarn überquert. Das war das Schwierigste. Gleich nach dem Boot. Die Grenze von Serbien haben wir überquert… Ach ja, nach Griechenland kam zuerst Mazedonien und dann Serbien. Und danach Ungarn. Also von Serbien nach Ungarn war wirklich schwer! Weil dort sehr viel Polizei war. Und die ungarische Polizei schlägt immer auf Flüchtlinge ein. Oder sie stecken sie in Camps. Und lassen sie für drei bis sechs Monate nicht mehr raus. Davor hatten wir wirklich Angst. Wir waren auf dem Gleisweg von Serbien nach Ungarn zu Fuß unterwegs. Wir haben verschiedene Möglichkeiten abgewogen. Und haben dann zwei Journalisten getroffen. Und diese beiden haben einen anderen Weg gekannt. Sie wollten uns den Weg im Austausch für Fotos von uns zeigen. Echte aktuelle Fotos. Es gibt echte Fotos von dieser Reise von mir. Von meiner Schwester und mir im Maisfeld und so. Wir haben natürlich zugestimmt. Sie konnten alles mit diesen Bildern machen. Macht was ihr wollt, helft uns einfach. Wir waren dann ungefähr zwölf Stunden im Maisfeld, wir machten zwei Schritte und versteckten uns wieder. Denn es wimmelte von Polizei und all so was. Und dann haben wir die Vans gefunden. Die Schmuggler-Vans. Die kosten 800 Euro. Mit diesem Van kommt man von der ungarischen Grenze nach Ungarn. Daraufhin waren wir also in Ungarn, eine ganze Woche lang. Die Polizei war schrecklich und die Menschen mochten uns nicht. Die Polizei hat Flüchtlinge geschlagen. Sie haben uns wie Kriminelle behandelt. Dieser berühmte Bahnhof Keleti wurde sogar geschlossen wegen den Flüchtlingen. Sie haben diesen Bahnhof eingezäunt, damit die Flüchtlinge nicht rauskommen. Weil sie ja so schlimm sind. Weil die Menschen demonstriert haben, wurden sie geschlagen. Es hieß, dass ein Zug alle Flüchtlinge nach Deutschland bringen würde, deswegen haben alle die Tickets gekauft. Aber dann passierte einfach nichts. Sie haben den gesamten Bahnhof abgesperrt. Die Flüchtlinge wurden wütend, weil sie kein Geld mehr hatten. Wir waren also eine Woche lang in Ungarn. Wir haben versucht als Europäerinnen ohne Pass zu reisen. Aber wir wurden im Zug festgenommen. Die Journalisten waren dabei, also konnten sie nichts mit uns anstellen. Er hat ihnen seine Kamera gezeigt. Und sie haben uns in dieses besagte Camp gebracht. Wir sind von dort weggelaufen. Und dann haben wir erfahren, dass Deutschland über 100 Busse nach Ungarn geschickt hatte, um die Flüchtlinge abzuholen. Und wir haben in einem dieser Busse Plätze bekommen. Damit sind wir nach Wien gefahren. In Wien wurden wir von vielen Menschen willkommen geheißen. Das war unglaublich. Alle weinten. Ich habe nicht geweint. Ich habe während der gesamten Reise nicht geweint. Nicht mal als ich angekommen bin. Ich glaube es waren einfach zu viele Emotionen. Wahrscheinlich reagiert jeder anders. Die erste deutsche Stadt nach Wien, war München. Und von dort wurden wir direkt nach Berlin in ein Camp gefahren.
Laura:
Ich danke Dir so sehr, dass Du es mit uns teilst. Und uns auf Deine Reise mitgenommen hast.
Yusra:
In meinem Buch sind noch mehr Details darüber.
Laura:
Ja! Ich werde den Link zum Buch in die Show Notes packen. Damit alle, die mehr darüber erfahren möchten, dieses Buch lesen. Der Moment, als Du im Bus von Ungarn nach Wien gefahren bist… Wie war dieser Moment für Dich? Als Du wusstest, dass Du quasi in Sicherheit bist. Wie hast Du Dich gefühlt? Worüber hast Du mit Deiner Schwester gesprochen? Wie war es für Dich?
Yusra:
Es gab kein Gespräch. Kein einziger Flüchtling hat sich unterhalten. Alle haben geschlafen. Denn die Tage davor habe ich weder gegessen, noch konnte ich auf die Toilette gehen, und geschlafen habe ich auf dem Boden. Es gab also keine Gespräche. Keine Emotionen. Überhaupt nichts. Man war nur erschöpft und sehnte sich nach einem Bett. Wir sprechen über einen Zeitraum von einem Monat. Um dorthin zu kommen. Wir weinten und waren glücklich an der Wiener Grenze. Von dort gibt es auch ein Bild von uns. Wir haben Essen bekommen und auch nötige Alltagsprodukte. Und im Bus oder im Zug habe ich die gesamte Zeit geschlafen. Auf dem Weg von Wien nach Deutschland habe ich noch zwei andere Journalisten getroffen, denen ich in Belgrad begegnet bin. Er war der allererste, der mich interviewt hat. Noch bevor ich berühmt wurde. Ich war ja damals ein Flüchtling, ich hatte Zeit und hab es gemacht. Er ist mir gefolgt und saß im Zug neben mir, wartete darauf, dass ich aufwache, damit er mich noch mal interviewen kann.
Laura:
Unglaublich.
Yusra:
Ja, das war verrückt. Ich war so unmotiviert und verstand nicht, warum er mich verfolgt. Und jetzt hat er das wichtigste Interview von allen. Alles passiert aus einem Grund.
Laura:
Ja, das ist so wahr! Als Du dann nach Berlin gekommen bist… Hast Du im Laufe dieses Monats mit Deinen Eltern gesprochen? Telefoniert und geschrieben? Wie war der Kontakt zu Deiner Familie?
Yusra:
Wir haben immer versucht sie anzurufen, sobald es ging, manchmal alle vier Tage. Sie fragten, wie es uns ging und wo wir waren, ob wir genug Geld hatten, ob sie uns was senden sollen. Wir haben immer gesprochen, sobald es möglich war. Auch über Facetime, wenn wir Internet hatten.
Laura:
Dann seid ihr in Berlin angekommen. Was ist dann passiert? Du sagtest, dass Du im Camp warst. Was ist danach passiert?
Yusra:
Im Camp macht man überhaupt nichts. Man hat ein wenig Deutschunterricht, wenn man Lust hat. Dort im Camp waren wir einfach nur da und haben dort gegessen. Man ist dort eigentlich nur mit Bürokratie beschäftigt. Das mit den Papieren war echt hart, weil ja 12.000 Menschen gleichzeitig angekommen sind. Alle mussten sich registrieren, alle mussten Nummern ziehen, alle mussten ihre Papiere und Pässe präsentieren. Woher man kam, wie alt man war, ob man Familie in Syrien hatte… Dieser Prozess hat drei bis vier Monate gedauert. Das war wirklich hart. Manchmal mussten wir von 00:00 bis 8:00 Uhr morgens Schlange stehen, um dran zu kommen. Aber manchmal kam man trotzdem nicht dran. Das war katastrophal damals in Berlin. Das Sicherheitspersonal hatte Probleme mit einigen Flüchtlingen. Es gab Konflikte. Es war ziemlich stressig. Der erste Monat drehte sich nur um Dokumentation und Eingewöhnung. Um zu sehen, wo man war. Nach drei bis vier Monaten wollte ich schwimmen. Meine Schwester und ich sind dann zu einem Mann gegangen, der uns viel geholfen hatte. Wir haben ihm erzählt, dass wir Profischwimmerinnen sind. Er fragte uns dann, ob wir wirklich Profischwimmerinnen waren. Wir haben es geschworen. Er sagte, dass viele Schwimmer und Athleten ihm gesagt hätten, dass sie Profis seien, und dann ertrunken wären. Ich hab ihm dann gesagt, dass ich bei den Weltmeisterschaften dabei war, ich habe mich in Syrien qualifiziert, und dass ich auch an arabischen Meisterschaften teilgenommen hatte. Er hat daraufhin meinen allerersten Club in Berlin kontaktiert, „Wasserfreunde Spandau“. Die haben dann dem Test zugestimmt. Sie waren so überrascht und haben uns nicht geglaubt, dass wir in Syrien trainiert wurden.
Laura:
Weil ihr so gut wart?
Yusra:
Genau. Wegen der Technik und weil wir wie die Deutschen schwimmen. Und wie jeder andere Profischwimmer. Sie fragten uns: „Habt ihr wirklich in Syrien trainiert?“ Und ich sagte: „Wirklich! Ich habe in Syrien trainiert. Das ist ein ganz normales Land!“
Laura:
Das ist so schön. In welchem Jahr ist das passiert?
Yusra:
Ende… Es war Oktober oder November… 2015. Wir sind im September 2015 angekommen.
Laura:
Ok, Du hast also angefangen zu schwimmen, bei Wasserfreunde Spandau.
Yusra:
Ja.
Laura:
Wie war es für Dich, wieder damit anzufangen? War es so was wie etwas vom normalen Leben zurückzubekommen?
Yusra:
Das hat mir tatsächlich so sehr geholfen. Im Vergleich zu anderen Flüchtlingen, hatte ich den Sport. Ich habe auch viel schneller Menschen kennengelernt. Ich hatte eine Community, weil ich mit diesen Menschen täglich zu tun hatte. Aber auch die anderen haben mit der Schule angefangen. Ich bin dann auch zur Schule gegangen. Habe angefangen Deutsch zu lernen. Es war ein Vorteil. Aber… ich war immer noch nicht sehr offen für die deutsche Sprache. Oder dafür, dass ich nun nicht in meinem Land bin. Oder dafür hier glücklich zu sein. Ich wusste nicht, ob meine Eltern jemals wieder bei mir sein werden. Es waren so viele Fragen offen. Ich habe versucht einfach nur zu schwimmen.
Laura:
Ich kann mir vorstellen, dass es hilft den Blick nach vorne zu behalten. Wenn man etwas regelmäßig tun muss.
Yusra:
Und es ist etwas, dass ich schon immer kannte und ich habe mich sicher dabei gefühlt. Es war etwas, das ich aus meinem Land kannte und es war gleich.
Laura:
Ja, ich verstehe. Was ist danach passiert?
Yusra:
Danach hatte ich nicht genug Geld, um im Club mitzuschwimmen. Wir haben daraufhin das Internationale Olympische Komitee kontaktiert. Wir haben nach Unterstützung gesucht, weil ich nicht genug Geld hatte und trainieren wollte. Die Olympischen Spiele waren mein Ziel. Dann haben wir über die Förderungen für Flüchtlinge erfahren. Ich weiß nicht wie, aber ich hatte Glück und ich habe diese Förderung vom Internationalen Olympischen Komitee bekommen. Und danach… hat der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees angekündigt, dass es zum ersten Mal ein Olympisches Team der Flüchtlingsathleten geben wird. In Rio 2016. Daraufhin… fragte mich mein Trainer, ob ich teilnehmen würde, falls sie mich nominierten. Ob ich dafür offen wäre. Und ich wusste es nicht. Ich glaubte nicht, dass es passiert. Ich bin nach langer Pause wieder zum Schwimmen zurück. Und dann wurde es in den Medien bekanntgegeben. Dass eine syrische Schwimmerin, die in Deutschland lebt im Team sein wird. Und es wurden noch zwei andere Athleten erwähnt. Und dann wurden die Medien verrückt. Wir haben täglich über 200 Mails erhalten. Von allen Medien, viele Fragen… Und ich war überhaupt nicht offen dafür. Ich wollte nicht, dass Menschen Mitleid mit mir haben. Ich wollte allen zeigen, dass ich diesen Platz verdiene. Und nicht, dass ich ihn wegen meiner traurigen Geschichte als Flüchtling bekommen habe. Das wollte ich nicht. Denn es ist eine Nominierung. Man kann sich dafür nicht qualifizieren. Das war das allererste Olympische Team der Flüchtlingsathleten. Anfangs sagte ich nein. Und dann kamen meine Eltern nach Deutschland.
Laura:
Sie sind nach Deutschland gekommen?
Yusra:
Ja! Sie haben die gleiche Reise unternommen.
Laura:
Die gleiche Reise?
Yusra:
Ja. Aber es war einfacher für sie. Sie schafften es in einer Woche. Weil die Polizei geholfen hat. Am Ende der Flüchtlingskrise, oder besser gesagt am Ende dieser Welle, bevor die Grenzen geschlossen wurden, waren sie die letzten, die überqueren konnten. Die Polizei hat damals viel geholfen. Sie haben also mit mir darüber gesprochen. Und sie haben gesagt, dass sie verstehen, dass es nicht der beste Weg sei, aber ich hätte so hart gearbeitet und viele Menschen wüssten es nicht. „Wir haben hart gearbeitet. Das bist nicht nur du!“ Meine Mutter sagte zu mir: „Ich saß täglich zwei Stunden am Beckenrand. Mein Hintern tut weh, weil ich dir beim Schwimmen zugeschaut habe. Das ist genauso mein Verdienst!“ Und mein Vater war auch mein Trainer. Ja, und dann habe ich dem zugestimmt. Ich war bei den Olympischen Spielen 2016 dabei. Das war unglaublich. Und dort habe ich verstanden, dass ich mich nicht dafür schämen muss, ein Flüchtling zu sein. Ich habe unter der Olympischen Flagge teilgenommen. Diese Flagge steht für alle Länder der Welt. Sie verbindet uns. Ich habe damit viele Menschen weltweit repräsentiert. Und das hat mich wirklich mit Stolz erfüllt. Ich habe so viele süße Nachrichten bekommen. Sehr viel Unterstützung. Das war unglaublich. Ich habe auch kein Mitleid gespürt. Als wir ins Stadion rein gelaufen sind, standen alle auf. Weil sie wussten, dass diese Athleten trotz ihrer eigenen Geschichten immer noch weitermachen. Ich war so stolz. Und jetzt bin ich wirklich stolz darauf ein Flüchtling zu sein und diese Menschen zu repräsentieren. Ich bin heute auch UN-Sonderbotschafterin des Flüchtlingswerks UNHCR. Ich engagiere mich viel für Flüchtlinge. Mein nächstes Ziel ist Tokio 2020 im nächsten Jahr.
Laura:
Wundervoll! Ich werde Dich anfeuern!
Yusra:
Dankeschön!
Laura:
Du kannst wirklich so stolz auf Dich sein! Stolzer als sonst irgendjemand! Ich glaube nicht, dass jemand Mitleid mit Dir hat. Jeder sieht Dich als Ganzes. Und alle, die gerade zuhören, wären gerne zu 1% so wie Du, um damit das Leben zum Rocken zu bringen. Es ist wundervoll! Einerseits zeigt Deine Geschichte, zu was wir fähig sind. In Situationen in denen wir keine Wahl mehr haben, sondern handeln müssen. Den Weg finden müssen… Den möglichen Weg finden müssen.
Yusra:
Das weiß ich… Weil viele Menschen sagen: „Oh Gott! Das würde ich niemals tun!“ Und ich antwortete: „Glaub mir, du würdest es tun, wenn du dort gewesen wärst.“ Ich habe mir auch nie vorgestellt, dass ich so reif und offen sein werde, wie ich heute bin. In meinem Land habe ich überhaupt nichts über Flüchtlinge gewusst. Ich wusste auch nicht, dass ich Menschen helfen konnte. Ich war zu beschäftigt mit meinem Leben und meinen Zielen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass jemand Hilfe benötigt. Doch jetzt, nach dieser krassen Geschichte, die die Menschen inspiriert… Manche schauen sich mein Instagram Account an und sagen, dass ich sie täglich inspiriere. Und ich weiß es nicht mal. Ich denke, dass jeder von uns, irgendjemanden inspiriert. Eine Freundin, den Ehemann, den Freund. Denn jeder Mensch ist etwas Besonderes. Ich kann gut schwimmen und sprechen. Aber Mathe ist nicht mein Ding. Jeder Mensch hat seinen Platz in dieser Welt. Die Menschen sollten wirklich daran glauben, dass sie wirklich wichtig sind. Es geht nicht darum, dass ich jetzt berühmt wurde und nun bla, bla, bla… Seit ich sehr jung bin, glaubte ich daran, dass ich bei den Olympischen Spielen teilnehmen werde. Ich wusste nicht wie, und ob ich mich qualifizieren könnte, aber ich wusste, dass ich es tun werden. Und das ist tatsächlich passiert.
Laura:
Wunderschön! Lass uns darüber sprechen, was jeder machen könnte, um Flüchtlingen zu helfen. Du bist UN-Botschafterin für Flüchtlinge, Du hilfst sehr viel. Du hast ja auch gesagt, dass Du in Syrien nicht wusstest, dass jemand Hilfe benötigen könnte. Vor allem in Europa sind wir so über unser eigenes Leben besorgt. Wir sind so beschäftigt. Jeder ist so wichtig. Daher möchte ich, dass diese Unterhaltung dazu beiträgt, dass Menschen ein wenig aufwachen. Dass ihre Realität aufgerüttelt wird. Damit sie verstehen, dass es Menschen gibt, die unsere Hilfe brauchen. Wie könnten wir helfen? Welche Art von Hilfe hättest Du auf Deiner Reise gebraucht? Was können wir tun?
Yusra:
Das Erste, was jetzt passieren sollte, ist die Öffnung der Grenzen. Das ist etwas, was die Regierung nicht macht. Aber wenn Menschen mehr darüber sprechen, kann es sich verändern. Wenn es das ist, was die Menschen wollen, wird die Regierung zuhören. Es tut mir leid, aber Syrien hat 27 Millionen Einwohner und das ist nichts im Vergleich zu Deutschland. Deutschland hat ihre Türen geöffnet und Flüchtlinge willkommen geheißen, doch andere wirklich reiche Länder… andere Länder, die Flüchtlinge aufnehmen könnten, haben es nicht getan. Und das ist wie… Es gibt zwar Flüchtlinge in Deutschland, aber hat es Deutschland verändert? Nein, das hat es nicht. Hat es Deutschland auf eine negative Art beeinflusst? Nein, das hat es nicht.
Laura:
Eher auf eine positive Art.
Yusra:
Genau! Die Menschen wurden integriert. Ich kenne einige Deutsche… Zwei von meinen Lehrern wollten mir einfach nur helfen. Sie brachten mir Deutsch bei und haben selbst ein wenig Arabisch gelernt. Es ist ein Austausch. Und das ist ein Gewinn für alle. Und das ist nie schlecht eine neue Kultur kennenzulernen. Es ist nie schlecht, etwas Neues zu lernen. Die Deutschen haben immer Angst vor etwas Neuem. Das ist mir aufgefallen. Doch ich glaube, dass etwas Neues sehr gut sein kann! Wenn man Angst davor hat rauszugehen und den Nachbar zu begrüßen, weil er ein Flüchtling ist… Wir mussten das Land wechseln und ein komplett neues Leben aufbauen, komplett neue Beziehungen aufbauen. Ich habe mein gesamtes Leben hinter mir gelassen, ohne es zu wollen, sondern weil ich musste. Wählt es also einfach. Ich bereue nichts! Ich lebe jetzt ein wunderschönes Leben und habe wirklich tolle Menschen getroffen. Ich musste zwar nicht mein gesamtes Leben aufgeben. Meine Freunde in Syrien sind immer noch dort. Und sie sind alle in meinem Herzen. Doch ich habe jetzt ein neues Leben und ich habe neue Ziele. Und es ist gut neue Menschen kennenzulernen. Meine beste Freundin ist deutsch. Alle um mich herum sind Deutsche. Sollte ich mit verschlossenen Augen herumlaufen? Nein, das mache ich nicht. Darum geht es. Gebt Flüchtlingen eine Chance. Ich sage nicht, dass wir alle Engel seien und du wirst uns alle mögen. Nein, das sage ich nicht. Aber gebt uns die Möglichkeit mit euch zu leben, euch kennenzulernen, etwas Neues zu lernen und es gut zu machen. Denn wir kommen aus einem sehr unterschiedlichen Land. Vieles hier ist neu für uns. Zum Beispiel will der Steuerberater Unterlagen von mir und ich habe einfach keine Ahnung davon.
Laura:
Für uns ist es genauso! Das ist überhaupt nicht anders! Wir sind nicht die einzigen. Niemand versteht das deutsche Steuersystem. Nicht mal wenn man deutsch ist.
Yusra:
Das freut mich zu hören.
Laura:
Aber ich stimme Dir absolut zu. Gerade jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um die Herzen und die Grenzen zu öffnen. Aus der Geschichte zu lernen, einer für alle zu sein, und einen Unterschied zu machen. Ich denke, dass unsere Generation wirklich einen Unterschied machen kann. Für ältere Menschen ist es vielleicht schwieriger, vielleicht haben sie eine andere Geschichte, vielleicht sind da auch die Ängste… Doch ich glaube, dass die Zeit gekommen ist, unsere Denkweise zu verändern. Das ist auch etwas, was ich nie verstanden habe. Ich habe dieses Grenzenkonzept nie verstanden. Für mich ist es eine Welt. Wir sind alle Bewohner dieser Welt. Es ist unsere Welt. Und es ist ein menschliches Ding, dass irgendjemand irgendwelche Linien gezeichnet hat. Und? Du und ich… wir…
Yusra:
Ich glaube nicht mal, dass es ein menschliches Ding ist. Es ist ein Regierungsding.
Laura:
Das stimmt!
Yusra:
Sonst hat kein Mensch ein Problem mit einem anderen Land. Es ist etwas, was uns die Geschichte vererbt hat. Was uns die altertümlichen Ansichten vererbt haben. Und es gibt immer noch Menschen, die daran glauben. Was komplett falsch ist. Denn wenn man sich das mal anschaut, dann war mal jedes Land in einem anderen Land. Schaut man sich Tunesien oder Marokko an, sie sprechen Französisch. Warum?
Laura:
Weil sie eine Kolonie waren.
Yusra:
Genau! Dort gab es einen Krieg und jetzt sprechen sie Französisch. Was toll für sie ist. Als in Griechenland Krieg herrschte, hat Syrien ihre Türen für sie geöffnet. Und jetzt kommen Syrer nach Deutschland. Als Flüchtlinge. Ich glaube, dass wir damit einfach aufhören sollten. Alle sollten wissen, dass es Menschen an den Grenzen gibt, die in Zelten leben. Ohne medizinische Versorgung, ohne ausreichende Ernährung, und man sollte auch über dieses sehr sehr kleine Detail nachdenken, dass sie nicht mal das essen können, was sie gerne essen würden. Ich spreche nicht über Kleidung, sondern über das Essen. Und über die wichtige medizinische Versorgung. Ich möchte nur, dass die Menschen darüber nachdenken. Und sich vorstellen, dass sie oder ihre Familien an dieser Stelle sein könnten. In Syrien habe ich nie darüber nachgedacht. Ich hatte ein tolles Leben, meine Eltern waren immer für mich da, ich ging zur Schule, zum Schwimmen, das war es. Doch die Welt ist viel größer als das. Und ich glaube wirklich daran. Und es tut mir so leid, dass ich nicht… Wenn ich mit UNHCR unterwegs bin, treffe ich die Menschen und spreche mit ihnen. Ich würde sie so gerne mit nach Hause nehmen, aber ich kann es nicht. Weil es Grenzen und Pässe gibt! Aufgrund von diesen von uns erschaffenen Dingen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand in einem Zelt leben sollte, wenn es kalt ist und es schneit. Auf der Seite von UNHCR kann man alle Fotos sehen. Es ist teilweise zu traurig, doch leider ist es tatsächlich die Realität.
Laura:
Ich stimme Dir absolut zu, dass die Zeit gekommen ist, aufzuwachen und etwas zu verändern. Manchmal wird man in dieser Hinsicht einfach stumpf. Es wird zur Normalität und man denkt, dass die Welt so sei. Aber das glaube ich nicht.
Yusra:
Es ist genau das Gleiche wie in Afrika. Jeder sagt, dass es schon immer so war. Warum sollte ich also irgendetwas tun. Ich will einfach nur betonen, dass wir wirklich Glück haben. Wir haben das Glück alles zu haben, was wir brauchen. Und sogar viel mehr, als das was wir brauchen. Wir sollten alles was wir haben schätzen, und an andere Menschen denken. Weil sie weder genug zu essen noch zu trinken haben. Es ist das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann. Wie auch im Krieg zu leben. Es ist wirklich schrecklich dies zu erleben. Und bevor es irgendwo passiert… Wir sollten es nicht erst wahrnehmen, wenn es passiert. Wir sollten es jetzt wahrnehmen und jetzt helfen. Denn ich habe es viel zu spät verstanden. Erst nachdem ich mein Land und vieles mehr verloren hatte… Doch jetzt habe ich es erkannt und ich will noch mehr tun. Ich hoffe, dass ich helfen kann. Doch ich bin nur ein Mensch, und ich kann diese Menschen nicht alle mitnehmen. Aber ich teile meine Geschichte mit ihnen, ich erzähle ihnen, dass ich als Flüchtling viel erreicht habe. Und dass auch sie es machen können.
Laura:
Ich liebe dieses Zitat oder, besser gesagt, diesen Spruch nach dem ich lebe: Der beste Weg, um die Hoffnung nicht zu verlieren, ist zu handeln. Ich glaube, dass wir uns genauso verhalten sollten. Anstatt uns zu beschweren, sollten wir einfach handeln. Also an alle, die zuhören, sucht das nächstgelegene Flüchtlingslager, schaut wie ihr Flüchtlingen in eurer Region helfen könnt. Unterstützt wie ihr könnt. Manchmal hilft es auch einfach in ein Flüchtlingslager zu gehen, um dort mit den Menschen zu sein.
Yusra:
Genau, die Menschen kennenlernen.
Laura:
Ich danke Dir so sehr! Ich habe eine letzte Frage, die ich jedem meiner Gäste stelle. Stell Dir vor, es ist der letzte Tag Deines Lebens. Es ist in hundert Jahren, Du hattest ein wunderschönes Leben, Du bist wirklich glücklich, Du hast die Olympischen Spiele in Tokio gewonnen, Du hattest ein tolles Leben! Doch es ist der letzte Tag Deines Lebens und es gab ein technisches Problem. Alles wurde gelöscht. Dein Buch wurde gelöscht, Deine Filme, Deine Bilder, es ist nichts mehr da. Und ich würde zu Dir kommen, mit einem weißen Blatt Papier und einem Stift. Und ich würde Dir sagen: „Yusra, es tut mir so leid! Es ist alles weg! Doch auf diesem Blatt Papier kannst Du mit diesem Stift drei Dinge aufschreiben. Drei Deiner Weisheiten, an die sich die Menschheit für immer erinnern soll. Wonach die Menschen leben sollten. Was würdest Du aufschreiben?
Yusra:
Ich würde „Hoffnung“ aufschreiben. „Menschenliebe“ und „Glaube“.
Laura:
Sehr schön. Danke Dir. Ich danke Dir so sehr! Für alle, die mit Dir in Kontakt treten möchten, mehr über Dich erfahren möchten, wie findet man Dich? Wie kann man Dich am besten erreichen?
Yusra:
Man kann mich über Instagram kontaktieren. Das geht am einfachsten. Ich antworte nicht viel, aber ich werde es diesmal versuchen. Es gibt dort auch den Kontakt von meinem Management. In der BIO auf Instagram. Schreibt mir Nachrichten über Instagram. Ich werde versuchen sie zu lesen. Sie sollten sagen, dass sie von Dir kommen. Der Link zum Buch ist auch in der BIO auf Instagram. Es wurde zuerst auf Englisch und dann auf Deutsch veröffentlicht. Deutsch war die zweite Sprache. Es heißt „Schmetterling“.
Laura:
So schön. Yusra, ich möchte Dich wirklich würdigen! Und ich hatte schon viele Interviews in meinem Leben! Ich habe mit so vielen Menschen gesprochen. Doch dieses Interview hat mich, bei weitem, am meisten bewegt.
Yusra:
Danke für das Gespräch!
Laura:
Danke, dass Du Deine Geschichte mit uns teilst und uns inspirierst. Danke, dass Du so eine starke und wunderschöne Seele bist. Ich wünsche Dir vom ganzen Herzen, dass alle Deine Träume wahr werden. Und ich werde Dich bei den Olympischen Spielen anfeuern! Ich wünsche Dir all das Beste!
Yusra:
Dankeschön! Und Pass auf Dein Baby auf!
Laura:
Das werde ich tun. Danke!
Yusra:
Ciao!
*Übersetzung und Untertitel von Veronika Malaja*
Warum es so wichtig ist, dass wir mit offenen Augen und Herzen durch die Welt gehen
Wie ist es, wenn man eine Entscheidung treffen muss, von der man nicht weiß, ob man sie überlebt, die aber immer noch besser ist, als dort zu bleiben, wo man gerade ist? Die erst 21-jährige Yusra Mardini erzählt uns von ihrer Kindheit, von der Nacht vor ihrer Flucht, den Stationen und Erlebnissen auf ihrem Weg nach Deutschland, wie sie ins Olympische Team der Flüchtlinge gekommen ist und wie sich ihr Denken seitdem verändert hat.
Mir ist bei diesem Gespräch noch einmal bewusst geworden, wie klein unsere „Probleme“ hier in Europa eigentlich sind. Wir sollten daher voller Dankbarkeit die Möglichkeiten nutzen, die wir in unserem Leben haben.
Wir wussten nicht, ob wir das überleben würden.
Aber wir mussten es einfach versuchen.
Hat dich das Gespräch mit Yusra Mardini auch so tief bewegt? Was denkst du, wie wir uns gegenseitig noch mehr helfen und mit offenem Herzen aufeinander zugehen können?
Ich bin sehr gespannt, wie dir das Interview gefällt und freue mich auf deine Erkenntnisse und Gedanken zur Folge. Kommentiere super gerne hier unter dem Beitrag oder auf Instagram: @lauramalinaseiler
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