#433

Unbeschwert leben

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Schmerz kann eine Einladung zur Heilung sein

Das Leben hat Hochs und Tiefs und wir alle erleben irgendwann in unserem Leben auch emotionalen Schmerz. Wenn wir diesen Schmerz jedoch nicht anerkennen, integrieren und heilen, tragen wir später aus „Schutz” einen unbewussten Anteil in uns, der unser Herz verschlossen hält. 

 

Kennst du das, aus Angst nicht mehr voll im Leben mitzuspielen? Sei es in der Liebe, im Beruf oder auch in Freundschaften oder deinem kreativen Selbstausdruck?

 

Genau hier beginnt der spirituelle Weg! 

 

Es ist die Einladung, wieder ganz JA zum Leben zu sagen. 

 

Bist du bereit?

 

Im neuen Podcastinterview habe ich den Autor, Philosophen und spirituellen Lehrer Michael A. Singer zu Gast und wenn ich dir eins versprechen kann, dann, dass dieses Gespräch tief geht! 

 

Michael ist Autor des #1 New York Time Bestsellers „Die Seele will frei sein”. Er war bereits bei Oprah zu Gast und es war mir eine so große Ehre, ihn als seinen allerersten nicht-amerikanischen Podcast interviewen zu dürfen. 

 

Im Interview sprechen Michael und ich über Spiritualität, Realität, die menschliche Psyche und er erklärt, wie du ein unbeschwertes, glückliches und freies Leben führen kannst. 

 

Ich wünsche dir ganz viel Spaß bei diesem tiefgründigen Interview!

Im Gespräch mit Michael Singer erfährst du, …

  • was Spiritualität ist und worum es beim spirituellen Weg geht,
  • warum das, was du als Realität wahrnimmst, nicht die Realität ist,
  • wer du als spirituelles Wesen wirklich bist,
  • in welchem Moment du beginnst, spirituell zu erwachen, 
  • wie du Angst & schmerzhafte Erfahrungen loslassen kannst und
  • was der Schlüssel für inneren Frieden & Freiheit ist.

LAURA: Ich bin so happy und dankbar, Michael Singer im Podcast zu Gast zu haben. Willkommen! Guten Abend, beziehungsweise guten Tag! Wie geht es dir? 

 

MICHAEL SINGER: Mir geht es wunderbar, ich freue mich schon auf unser Gespräch. Ich mache nicht viele Podcasts und bin sehr interessiert daran. Ich war noch nie in einem ausländischen Podcast und bin also sehr neugierig darauf, deine Fragen zu hören. Und die Ansichten deiner Kultur, Deutschlands und der Umgebung zu erfahren. Ich freue mich sehr.  

 

LAURA: Ich auch. Das Interessante an Deutschland im Vergleich zu den USA ist, dass die Deutschen vielleicht etwas, wie soll ich sagen, kritischer in Bezug auf Spiritualität sind, und da ist noch immer… Ich würde sagen, dass die USA vielleicht schon ein bisschen besser auf der Welle des Bewusstseins reiten, zumindest zum Teil. Ich glaube, die Deutschen sehen die Welle auf sie zukommen und denken: „Ich bin nicht sicher, ob mir diese Welle gefällt oder nicht.“ Vielleicht ist das ein guter Ausgangspunkt. Was ist deine Definition von Spiritualität? Ist das überhaupt etwas, das man definieren kann? Und wenn ja: Wie würdest du es definieren? 

 

MICHAEL SINGER: Ich würde Spiritualität als die Fähigkeit definieren, die Realität zu akzeptieren. Das ist alles. Die Realität entfaltet sich vor dir. Du siehst, ich bin sehr deutsch. Also: Die Realität entfaltet sich vor dir. Das geschieht und du musst mit der Realität umgehen. Wenn du mit der Realität nicht umgehen kannst, hast du ein Problem. Und Spiritualität, echte Spiritualität ist die höchste Methodik des inneren Wachstums und des inneren Verstehens, um mit der Realität umgehen zu können und sie zu bewältigen. Es ist nicht so, dass du dich nicht damit auseinandersetzt, aber wenn du damit nicht umgehen kannst, wenn dein Verstand sagt: „Ich kann damit nicht umgehen“, dann kannst du es auch nicht. Du hast es gerade gesagt: „Ich kann damit nicht umgehen.“ Was passiert, wenn du mit etwas nicht umgehen kannst? Du vermasselst es, du vermasselst alles, weil du damit nicht umgehen kannst. Okay? Bei Spiritualität geht es also darum, innerlich zu lernen, mit der Realität umzugehen, damit man in der Lage ist, sie zu bewältigen, sie zu verbessern, Menschen zu dienen, Gutes in dieser Welt zu tun, anstatt auszuflippen, weil man mit etwas nicht umgehen kann. Das ist meine Definition von Spiritualität. 

 

LAURA: Das ist sehr schön, das gefällt mir sehr. Meine nächste Frage ist nun: Was ist Realität? Wenn ich über Realität nachdenke… Ich glaube, und ich bin sehr interessiert an deiner Perspektive über Folgendes: Wir alle haben einen Filter für die Realität, richtig? Du siehst wahrscheinlich eine andere Realität als ich, als meine Eltern, als deine Eltern, als unsere Nachbarn. Wie können wir wissen, ob das die Realität ist oder unsere eigene Wahrnehmung der Realität? Und wenn es unsere Wahrnehmung der Realität ist, ist es dann leichter, damit umzugehen? Wenn wir verstehen, dass es nur unsere Wahrnehmung ist, mit der wir umgehen müssen, und nicht die Realität? 

 

MICHAEL SINGER: Du hast gerade die absolute Wahrheit gesagt. Aber lass mich zunächst Realität definieren. Die Wissenschaft kommt der Realität am nächsten. Die Wissenschaft besagt, dass alles vor dir aus Atomen besteht, die sich nach bestimmten Gesetzen zusammengefügt haben. Das ist es, was da draußen existiert. Es ist Wasser, H2O-Moleküle. 

 

Die Tatsache, dass du ertrinkst oder beinahe ertrunken wärst, bedeutet, dass dein Filter kein Wasser mehr sehen kann, sondern nur noch das Ertrinken. Die Tatsache, dass jemand getauft wurde und den Herrn gesehen hat oder was auch immer: Für ihn ist es kein Wasser, sondern Jesus. Es ist etwas Spirituelles. Genau darüber sprichst du, das ist der Filter. Der Filter ist per Definition niemals Realität. Er ist per definitionem ein Filter. Daher sind all diese Variationen, die der Filter erzeugt, niemals Realität. Keiner ist Realität, Punkt. 

 

Es geht nicht darum, herauszufinden, welcher dieser Filter die Realität ist. Keiner von ihnen ist die Realität. Und es gibt so etwas wie eine Klarheit innerhalb deines Filters. Man kann nicht denjenigen einer anderen Person nehmen oder sagen: „Ich hatte einen Paradigmenwechsel, ich habe meinen Filter gewechselt.“ Das ist kein Paradigmenwechsel. Paradigmenwechsel ist, dass man keinen hat oder ohne Filter in seiner Sichtweise darüber hinaus sehen kann. Was du dann siehst, ist die Realität, und jeder wird genau dasselbe sehen. Jeder sieht: „Das ist die Erde, die sich drehend durch den Weltraum bewegt, durch den schwarzen, dunklen Weltraum.“ Ein bisschen Wissenschaft: 1,3 Millionen Planeten Erde passen in die Sonne. Das ist die Realität. Und in der Galaxie gibt es 300 Milliarden Sterne. Das ist die Realität. Wenn du diese Realität betrachtest, hast du keinen Filter. 

 

Dein Filter sieht so aus: „Ich mag das nicht, ich mag eher das. Früher ist mir etwas passiert, das mich dazu brachte, dies zu mögen und nicht das.“ Das sind alles persönliche Dinge. Die Realität ist das, was wirklich da ist und nichts mit dir zu tun hat. Sie hat nichts mit dem zu tun, was sich vor dir befindet, und nichts mit dir zu tun. Sie hat mit all den Kräften zu tun, die seit Anbeginn der Zeit zusammenkommen, um den Moment zu schaffen, der vor dir liegt. Habe ich recht? Das ist Wissenschaft. Es gibt Gesetze über Ursache und Wirkung. Zum Beispiel, wenn dich jemand anschreit: Gilt das Anschreien wirklich dir? Oder standest du nur gerade an einem beliebigen Ort der Welt, wo jemand geschrien hat? Denn wahrscheinlich würde derjenige auch schreien, wenn du nicht da wärst. Weil ihn jemand vor 5 Minuten aufgeregt hat oder er nicht bekam, was er wollte, oder er Bauchschmerzen hatte. 

 

Es gibt Gründe dafür, warum etwas passiert. Und du bist nicht der Grund. Du bist das Bewusstsein, das erlebt, was sich vor dir entfaltet. Wenn du nicht damit umgehen kannst, was sich vor dir entfaltet, dann ist das etwas sehr Persönliches. Aber wenn du da stehen kannst und sagst: „Ich bin auf dem Planeten Erde“… Und hier kommt die Realität, bereit? An jedem einzelnen Ort auf der Erde ist im Moment irgendetwas los. Wir tun das hier, aber das ist nicht einmal ein Bruchteil von dem, was vor sich geht. Es gehen zig Millionen Dinge vor sich. An jedem Ort in Raum und Zeit geht gerade etwas vor sich. Du stehst nur zufällig an einem bestimmten Ort. Wenn du das letztendlich verstehst, dann ist alles in Ordnung. Dann siehst du die Realität. Ich möchte nicht sagen, dass meine Realität richtig ist. Nur weil es meine ist, muss sie nicht stimmen. Die Realität ist wirklich da draußen, aber wir filtern sie. Okay? 

 

LAURA: Würdest du sagen… Für mich ist es sehr interessant, was du da sagst. Es ist so einfach und für gewöhnlich sind die einfachsten Dinge diejenigen, die gewissermaßen die wahrsten sind, glaube ich. Würdest du sagen, dass spirituelles Wachstum oder das Führen eines spirituellen Lebens die Kunst ist, uns von unseren Filtern zu lösen und zu lernen, das loszulassen, von dem wir glauben, dass es wahr ist? 

 

MICHAEL SINGER: Ja, auf jeden Fall. Genau das ist Spiritualität. Es bedeutet, von all dem persönlichen psychischen Müll zurückzutreten, den wir angesammelt haben. In der Psychologie heißt es, der Mensch sei die Summe seiner erlebten Erfahrungen. Okay? Nein, ich bin das Bewusstsein, das sich bewusst ist, dass meine Psyche die Summe der erlebten Erfahrungen ist. Ich weiß das, ich beobachte das: Wer bin ich? Das ist Spiritualität: Du trittst aus dem Lärm zurück, den deine Psyche erzeugt. Und dir wird klar, dass du das Gewahrsein deiner Gedanken bist, nicht die Gedanken selbst. Du bist das Gewahrsein der Emotionen, nicht die Emotionen selbst. Das ist die spirituelle Reise: Ein Zurückkehren, um Zeuge des Bewusstseins zu werden, des Zentrums des Gewahrseins. 

 

LAURA: Okay, gut. Wir sind Menschen, und als Menschen haben wir die interessante Eigenschaft, die ich fast als Sucht nach unserem Müll bezeichnen würde. Wir sammeln diesen Müll gern. Und es gibt einen Teil in uns, der sich über diesen Müll definiert, oder? 

 

MICHAEL SINGER: Ja. 

 

LAURA: Wie können wir mit diesem Teil von uns umgehen, der sich so sehr mit unserem Filter identifiziert? Ich verstehe 100%-ig, was du sagst, aber gleichzeitig sehe ich mich in der Welt um und merke, wie Menschen sehr an ihrer Identifikation mit ihren Filtern festhalten. Sie denken, dass nur dieser Filter richtig ist und kein anderer. Wie kommen wir zu dem Punkt, dass… Ist es die Heilung dieses Teils in uns selbst? Geht es darum, ihn anzuerkennen und zu lieben? Wie können wir uns davon lösen, uns mit der Droge Schmerz zu identifizieren oder gar süchtig danach zu sein? Etwas in der Art. 

 

MICHAEL SINGER: Du hast offensichtlich ein sehr tiefes Verständnis von dem, worüber du sprichst. Und genau das lehre ich. Und jede Frage, die du stellst, ist genau das, was du fragen solltest, und was die Menschen hören sollten. 

 

LAURA: Danke. 

 

MICHAEL SINGER: Zunächst einmal gibt es viele Wege. Und ich möchte sie nicht spirituelle Wege nennen. Du und ich, wir wissen, was spirituell bedeutet. Es geht darum, in der Lage zu sein, sich so tief in sich selbst zu zentrieren, – nicht in jemand anderem und nicht in ihren Lehren -, dass du das Chaos siehst, das du in dir angesammelt hast. In dem Moment, in dem du das siehst, bist du erwacht. Du hast begonnen zu erwachen. Wenn du es nicht erkennst, wirst du von Folgendem getrieben: Jede einzelne Sache, die dich jemals gestört hat, von frühester Kindheit an: Wenn sie dich stört, dann hast du sie gespeichert. Punkt. Ob es ein bestimmtes Spielzeug war, das deine Eltern dir nicht schenken wollten, oder ein Fahrrad, das nicht die Farbe hatte, die du wolltest. Wenn du 30 Jahre später ein Fahrrad in dieser Farbe siehst, schlägt dein Herz schneller. Du hast das in dir gespeichert, und nicht die Erfahrung hineingelassen und dann wieder hinausgelassen, wie es eigentlich sein sollte. Die Erde ist ein erstaunlicher Ort, an dem viele Dinge geschehen. 

 

Ich sage immer: Wenn dir nicht gefällt, was vor dir ist, dann sieh nach links, nach rechts, nach oben oder unten. Überall ist es anders. Das können wir jedoch nicht tun, denn wenn wir vor uns schauen, und etwas kommt auf, ist es nicht immer angenehm. Das ist ganz normal. Mein Lehrer sagt immer: Eine Klapperschlange kommt nicht auf demselben Weg in dein Bewusstsein wie ein Schmetterling. Das solltest du nicht vergleichen, das eine ist furchterregend und das andere leicht und schön. Das ist ganz natürlich. Das ist das Yin und das Yang, das ist die Realität. 

 

Genau, das ist die Realität: Eine Klapperschlange fühlt sich anders an, wenn sie in dein Bewusstsein kommt, als ein Schmetterling. Was soll’s? Was ist falsch an einem Gefühl des Unbehagens? Was ist falsch an einem Gefühl des Behagens? Keine Sorge, gleich kommt wieder ein anderes Gefühl. Alles verändert sich ständig, alles kommt und geht. Kannst du damit umgehen, dass du eine Klapperschlange gesehen hast? Nicht, dass du von ihr gebissen wurdest, du gehst ja nicht hin und fasst sie an. Aber kannst du damit umgehen, dass sie dir Angst macht? Wenn du je eine Klapperschlange gesehen hast, so wie ich, die völlig zusammengerollt ist und dieses Geräusch macht, dann macht das einem wirklich Angst. Okay, dann spüre die Angst. Unterdrücke sie nicht, verleugne sie nicht. Ich spüre die Angst, aber dann geht die Klapperschlange weg und die Angst auch. 

 

Es tut mir leid, es gibt keinen Grund, dass die Angst noch in dir ist, wenn die Klapperschlange nicht mehr da ist und vor dir klappert. Warum? Weil du auch etwas anderes vor dir haben könntest. Wenn du damit beschäftigt bist, an der Erfahrung mit der Klapperschlange festzuhalten, verpasst du, was als Nächstes passiert. Und das ist die Geschichte unseres Lebens. Wir halten an der unangenehmsten Erfahrung fest, die wir je gemacht haben. Freud nennt das Unterdrücken oder Verdrängen, ich nenne es Widersetzen. Das ist ein allgemeinerer Begriff. Wenn du dich ihm widersetzt, bleibt es in dir drin. Das ist bekannt, das muss ich niemandem beibringen. Alle wissen, dass es morgen oder 30 Jahre später wieder hochkommen kann. 

 

Du hast also die verstörendsten Erfahrungen, die du je gemacht hast, in dir gespeichert. Daher ist dein Inneres gestört. Wie könnte es auch anders sein? Du hast die Störung in dir gespeichert. Wenn nun etwas geschieht, das dich an die Störung erinnert, kommt sie wieder hoch. Und du magst es auch jetzt nicht, verstehst du? Wenn du jemanden mit Schuhen oder einem Gürtel aus Schlangenleder siehst, dann magst du diese Person nicht. „Was ist los mit dir? Das ist eine Klapperschlange!“ Ich spreche meine Wahrheit. Bei Spiritualität geht es um die Wahrheit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Und weil du das in dir gespeichert hast, hast du Probleme. Wie vieles haben wir darin gespeichert? Unzählige Dinge. Man bewahrt einfach alles auf, nicht nur große Dinge. „Hi, Sally!“ Und sie grüßt nicht zurück. „Was ist los? Was habe ich getan? Ich weiß nicht. Oh, da kommt sie. Ich will sie nicht sehen.“ So ist es, oder? 

 

Jede Kleinigkeit, die jemals eine Störung in dir verursacht hat, speicherst du ab. Das ist das Problem. Sobald du das Problem erkennst und verstehst, weißt du, was los ist. „Ja, das bin ich, ich habe all diesen Müll in mir. Er wird die ganze Zeit aufgerührt und ich muss mich vor dem Leben schützen. Ich muss Dinge finden, mit denen ich mich besser fühle.“ Das lehre ich nicht. Ich lehre nicht, Dinge zu finden, mit denen du dich besser fühlst. Ich lehre: Finde heraus, womit du dich nicht gut fühlst, und beginne damit. Andernfalls versuchst du dein ganzes Leben lang, Dinge zu finden, mit denen du dich besser fühlst. Und warum? Weil du dich nicht gut fühlst. Dir geht es nicht gut. „Ich spüre keine Liebe. Ich muss einen Liebhaber finden.“ Nein. Was sagte Rumi? Er sagte: „Es ist nicht deine Aufgabe, die Liebe zu suchen, sondern all die Hindernisse zu finden, die du ihr in den Weg gelegt hast.“ Du hast dich selbst blockiert. 

 

Willst du diese Blockade dein ganzes Leben lang mit Geld, mit diesem, mit jenem, mit Erfahrungen, mit allem kompensieren? Oder willst du in dich gehen und aufräumen? Das ist Spiritualität. Du hast gesagt, wie das geht: Du veränderst deine Einstellung zum Leben. Es geht nicht darum, das zu bekommen, was du willst, und das zu vermeiden, was du nicht willst. Es geht darum zu erkennen, warum du es willst. Jemand anderes will nicht genau das, was du willst. Das ist der persönliche Wert, über den du gesprochen hast. Warum bist du so? Du wirst sehen, du hast alles gespeichert. Warum solltest du nicht so sein? Es ist das, was du in deinem Inneren gespeichert hast. Der spirituelle Weg, wenn es um Methodologie geht, ist immer: aufräumen. Das Innere aufräumen. 

 

LAURA: Wenn du über den Moment sprichst, in dem jemand eine Klapperschlange sieht und Angst in der Person aufkommt, die Klapperschlange dann weggeht, die Angst jedoch bleibt: Ich kenne dieses Gefühl, du bestimmt auch. Die Situation ist vorbei, aber du hängst an dem Gefühl fest, weil du es nicht durchgelassen hast. Können wir uns die praktische Seite der Spiritualität etwas mehr ansehen, und zwar: Was kann ich in diesem Moment tun, um es loszulassen? Um die Angst wirklich loszulassen? Denn da ist diese … Ich weiß nicht, ob es die Angst vor der Angst ist oder die Angst vor dem Schmerz ist, der uns dazu bringt, sie zu ignorieren oder zu verdrängen. 

 

MICHAEL SINGER: Wie immer, oder wie ich vorhin sagte: Deine Fragen sind sehr tiefgründig, das ist perfekt. Sie müssen buddhistischer Natur sein, denn sie zerschneiden einfach den ganzen Müll. Das ist wunderbar, ich respektiere das sehr. Ist da etwas… Beginnen wir mal so: Wenn etwas hineinkommt, das unangenehm ist, dann willst du etwas dagegen tun. Es ist unnatürlich, nichts dagegen tun zu wollen. Wenn jemand um sich schlägt, hebst du deine Arme an. Es spielt keine Rolle, ob du jemals boxen gelernt hast, du machst es einfach, um dich zu schützen. Das ist eine sehr natürliche Reaktion. Du willst etwas tun, damit es besser wird, damit es nicht weh tut, damit es nicht so schwierig ist. Wir neigen jedoch dazu, es wegzudrängen. Das ist etwas, was wir aus Instinkt tun. Wenn etwas hineinkommt, bedeutet das nicht, dass es den ganzen Weg dorthin zurückgeht, wo es in deinem Inneren sitzt. 

 

Wenn dich jemand umarmt, den du liebst, schmilzt du dahin. Wenn du einen wunderschönen Sonnenuntergang siehst, der dich umhaut, sagst du: „Oh, mein Gott. Das war spirituell, es war, als wäre ich bei Gott.“ Das warst du auch, denn du hast dich geöffnet, es akzeptiert und zugelassen. Und was sagst du dazu? Es hat mich in der Tiefe meines Wesens berührt. Hast du das schon mal gehört? Es hat mich in der Tiefe meines Wesens berührt. Genau das ist geschehen. Du hast die Energie dieser Erfahrung hineingelassen und in dein Bewusstsein eindringen lassen, mit deinem Bewusstsein verschmelzen lassen. Es hat dich in der Tiefe deines Wesens berührt. Das tust du nicht mit einer Klapperschlange, oder wenn dich jemand anschreit. Das tust du auch nicht, wenn etwas passiert, das nicht angenehm für dich ist. Du neigst eher dazu zu sagen: „Geh weg von mir, geh weg und bleib weg. Komm nicht den ganzen Weg dahin zurück, wo es in mir sitzt. Bleib weg von mir.“ Und du merkst nicht, solltest es aber merken, dass es bestehen bleibt, wenn du das tust. 

 

Die erste Frage, die wir uns stellen können, ist also: Warum bleibt das Gefühl? Ist da Klebstoff drin? Ist es das? Ist da superstarker Klebstoff drin und vieles bleibt einfach haften? Da ist nichts drin, verstehst du? Du bist vollkommen leer und hohl, es ist ätherischer als Luft. Warum bleibt es dann hängen? Weil du deinen Willen benutzt, um es wegzudrängen. Und deshalb bleibt es in deinem Inneren. Wenn du damit aufhörst, das zu tun, wird es wieder hochkommen und versuchen, durchzukommen. Wenn du schläfst, versucht es, wieder hochzukommen, verstehst du? Es gab Zeiten in deinem Leben, in denen Dinge, die du stark verdrängt hattest, wieder hochkamen und du hast sie wieder nach unten gedrückt. Das stimmt, oder? 

 

Es ist, als hättest du Hände hier drinnen. Deshalb bleibt es in dir drin, du drückst es nach unten. Die Frage ist also, beziehungsweise deine Frage war: „Was kann ich tun, wenn dieses Gefühl oder dieser Gedanke aufkommt und es sehr unangenehm ist? Wenn ich das Bedürfnis verspüre, etwas dagegen tun zu müssen?“ Ich lehre nicht: „Habe dieses Bedürfnis nicht.“ Denn du hast dieses Bedürfnis, es ist eine natürliche Reaktion. Du versuchst, dich zu beschützen, und etwas dagegen zu tun. Was tust du? Entspann dich. 

 

Das Höchste, was du in diesem Moment tun kannst, ist, dich dabei zu ertappen, wie du anfängst, dich zu widersetzen, und zu erkennen: „Wenn ich mich dem widersetze, habe ich noch eins angesammelt, und ich will nicht noch mehr davon, ich will dieses Zeug nicht in mir.“ Das ist vernünftig, wirklich vernünftig. Daher ist das Höchste, was du auf langfristige Sicht tun kannst, für dich selbst zu sorgen, dich zu schützen. In der Lage zu sein, das Leben zu erfahren, bedeutet, zu entspannen, angesichts dessen, was du verhindern willst. Das ist nicht leicht, zu lernen, aber man kann es lernen. Und wenn du dich angesichts dessen entspannen kannst, werden ein paar Dinge durchkommen, im Gegensatz dazu, dass nichts durchgeht. Und du lernst Stück für Stück, mit Erfahrungen umzugehen, die unangenehm sind. 

 

Warum? Anstatt zu sagen: „Ich will keine Erfahrungen machen, die unangenehm sind“, denn das hat noch niemand geschafft, viel Glück also damit… „… setze ich mich hin und lerne, mit unangenehmen Erfahrungen umzugehen“, sodass sie wie jede andere Erfahrung sind. Du fährst die Straße entlang, da sind weiße Linien. Stören sie dich? Nein. Manchmal sind sie gepunktet, manchmal gelb, manchmal durchgezogen. Du fährst einfach an ihnen vorbei. Wie wäre es, wenn alles so wäre? Auch mit Gefühlen. Das bedeutet nicht, dass du keine Gefühle hast. 

 

Jemand fragte einmal den großen Meister Ramakrishna… Du kennst ihn, oder? Ramakrishna ist einer der größten Heiligen, die je auf der Erde gewandelt sind, er war vollkommen erleuchtet. Man fragte ihn: „Meister, empfindet ein erleuchtetes Wesen jemals Wut?“ Und er sagte: „Ja.“ Das schockierte mich. Er hatte Ja gesagt. Aber das ist wie auf Wasser zu schreiben. Was für einen Unterschied macht es, auf Wasser zu schreiben? Es geht weg, niemand kann es lesen. So kommt es hinein. Es kommt hinein, verursacht diese Reaktion, und geht einfach hindurch. Es bleibt nicht drin, das meint er damit. Es muss nicht dort bleiben.

 

 Du musst die Haltung einnehmen: „Ich will das nicht in meinem Inneren haben. Ich möchte offen für das Leben sein, ich möchte das Leben erfahren. Es geschehen so viele Dinge im Leben, ich bestimme oder kontrolliere sie nicht.“ Verstehst du? Sie passieren nun mal. Es gibt Feuer, Hurrikans und viele andere Dinge, die im Leben geschehen. Menschen sterben, Menschen werden geboren, Menschen tanzen mit meiner Frau, mehr als es mir lieb ist. 

 

Alles Mögliche kann passieren, richtig? Alles Mögliche geschieht. Das ist die Realität, Dinge geschehen und wirken auf dich ein. Kannst du damit umgehen? Darüber haben wir am Anfang gesprochen. Wenn du das nicht kannst, hast du ein Problem. Dann versuchst du die ganze Zeit, das Leben zu kontrollieren, damit es dir nicht wehtut. Okay? Die Alternative ist, zu sagen: „Ich möchte größer als das sein, vollkommener als das sein. Ich habe noch ein paar Jahre hier auf der Erde zu leben. Ich möchte das Wunderbare erleben, das auf diesem Planeten vor sich geht.“ Und so lernst du, offen zu sein. 

 

Wie? Durch Entspannung. Und wie entspannst du dich? Du trainierst es. Das Ende all meiner Lehren ist auch wieder der Anfang. Wenn du noch nie Klavier gespielt hast, kannst du auch nicht Beethoven oder Mozart spielen. Das geht leider nicht, es sei denn, du bist ein Wunderkind, aber darum geht es nicht. Was tust du also? Du lernst die Tonleitern und übst, übst, übst. Du kannst nicht Tennis spielen? Dann geh ans Netz. Du kannst es nicht spielen? Dann übe es. Nur so lernst du es. Es werden Dinge in deinem Leben geschehen, die nicht so schwerwiegend wie Geburt, Tod oder verlassen zu werden sind. 

 

Wenn zum Beispiel das Auto vor dir 15 km/h langsamer fährt, als es dir lieb ist, weil du es eilig hast: Das kannst du nicht ändern. Du kannst zu dem Fahrer sagen, was du willst: „Los, komm schon.“ Er wird dich nicht hören. Du kannst diese Kleinigkeit nehmen, die ich „tief hängende Früchte“ nenne, und üben, dich angesichts dieser Dinge zu entspannen. Ich will nicht über große Probleme oder das sprechen, was dir als Kind widerfahren ist. Darum geht es hier nicht. 

 

Wenn du nicht mit dem Fahrer vor dir umgehen kannst, oder mit Regen, wenn du keinen Regen willst, oder damit, dass du mit deinem Freund oder deiner Freundin campen gehen wolltest und es aussieht, als würde es morgen regnen. Es regnet noch nicht einmal, es ist Nacht und nur bewölkt, aber du kannst damit nicht umgehen. Beginne damit. Es ist wie Klavier üben oder Tennis trainieren: Übe es und sage: „Ich schaffe das.“ 

 

LAURA: Das ist schön. 

 

MICHAEL SINGER: Bei einem Interview mit Oprah über das neue Buch kamen wir zu dem Schluss, dass das höchste Mantra für den westlichen Geist lautet: Ich kann damit umgehen. „Ich kann mit dem Fahrer vor mir umgehen, er biegt bestimmt bald ab.“ „Ich kann damit umgehen, dass jede Ampel rot ist, und ich es eilig habe. Aber wirklich jede Ampel! Ich kann damit umgehen, und auch mit dem Regen, oder dass es heiß ist.“ Es ist wichtig, zu üben, mit solchen Dingen umzugehen. Jetzt weißt du, was ich mit Realität meine. „Es ist heiß draußen, heißer denn je. Es ist sehr heiß da draußen.“ Kannst du damit umgehen? Nicht dich darüber beschweren. Kannst du in diesem Moment damit umgehen? Du kannst etwas dagegen tun, zum Beispiel die Klimaanlage anschalten. Niemand sagt, du sollst Askese üben, oder? Kannst du mit der Erfahrung umgehen, die du gerade machst? Wie geht das? Wie machst du das? Indem du übst. Übe. Das ist der ganze spirituelle Weg. 

 

LAURA: Sehr schön. Danke dir. Ich hatte gerade zwei Erkenntnisse, als ich dir zugehört habe. Eine ist, dass viele Menschen denken, dass sie ihr Herz schützen müssen. Denn sie haben Angst davor, dass ihnen das Herz gebrochen wird. Und ich glaube, es ist eines der größten Missverständnisse, die wir über unser Herz haben. Es ist nichts, das wir schützen müssen. Wir müssen eher verstehen, dass unser Herz da ist, um uns dabei zu helfen, das zu heilen, was kaputt ist. Ich denke, wenn wir beginnen würden… Und das ist die zweite Erkenntnis, die ich hatte: Ich glaube, in dem Moment, in dem wir verstehen, dass wir uns selbst vertrauen können, fähig zu sein, schwierige Situationen zu bewältigen, beginnen wir, uns angesichts schwieriger Situationen anders zu verhalten. 

 

MICHAEL SINGER: Ja, ganz genau. Das ist sehr tiefgründig, das finde ich toll. Ich finde es großartig, mit dir zu sprechen. 

 

LAURA: Ich auch mit dir. 

 

MICHAEL SINGER: Das Herz… Der einzige Grund… Lass uns über den natürlichen Zustand des Herzens sprechen. 

 

LAURA: Ja, bitte. 

 

MICHAEL SINGER: Ich lehre den Menschen, dass „gesund“ der natürliche Zustand des Körpers ist. Und du weißt das. Warum? Wenn er nicht gesund ist, gehst du zum Arzt. Ich spreche nicht über Extremfälle, aber im Rahmen der Vernunft erwartest du, dass dein Körper gesund ist. Du erwartest, dass du ein- und ausatmest, dass dein Herz schlägt, dass die 25 Billionen Zellen in deinem Körper miteinander reden und das tun, was sie tun sollen, oder? Sobald sie das nicht tun, gehst du zum Arzt. Mit deinem Herzen tust du das nicht. 

 

Du erwartest nicht ohne Grund, dass dein Herz mit Liebe gefüllt ist. Dein Körper ist ohne Grund gesund. Er hat ein komplettes Immunsystem eingebaut, damit er gesund bleibt. Dein Herz hat das auch. Der natürliche Zustand des Herzens ist „weit geöffnet“. Es schließt sich niemals, unter keinen Umständen. Wie fühlt sich das an? So, als würde die stärkste Liebe, die du je empfunden hast, durch dein Herz fließen, sich in dich ergießen, aufsteigen und dich in jeder einzelnen Sekunde deines Lebens nähren. Das ist der natürliche Zustand des Herzens. Es hat nichts mit deinem Lover zu tun oder damit, wie Leute dich behandeln. Damit hat es nichts zu tun. Nicht mehr, als dein Körper im Rahmen der Vernunft mit diesen Dingen zu tun hat. Es ist ein Gesundheitssystem, es ist dazu bestimmt, gesund zu sein. 

 

Dein Herz ist dazu bestimmt, offen zu sein. Du sollst stets Liebe spüren. „Warum tue ich das nicht?“ Weil du das, womit du nicht umgehen kannst, in dein Herz hinunter geschoben hast. Dahin geht all das, was du unterdrückst. Es kann sich im Energiezentrum deines Herzens ansammeln und es blockieren, so wie ein Damm den Wasserfluss blockiert. Die Dinge, die du darin abgespeichert hast, sind von Bedeutung. Je mehr du dort speicherst, desto weniger spürt dein Herz seine natürliche Energie. Dann musst du das kompensieren, indem du jemanden dazu bringst, zu sagen: „Ich liebe dich so sehr. 

 

Ich habe noch nie jemanden so geliebt wie dich.“ Dein Herz beginnt sich zu öffnen, dann sagt die Person es zu jemand anderem. Dein Herz verschließt sich, als hätte es Türen. Das sind die Türen. Es gibt keine Blockaden in deinem Herzen, es sei denn, du hast sie dort aufgestellt. Das ist das richtige Verständnis des Herzens. Wenn Menschen ihr Herz schützen, schützen sie die Blockaden.

 

LAURA: Ja, das stimmt. 

 

MICHAEL SINGER: Das ist es, was du tust. Zum Beispiel: Du hast dich scheiden lassen. Warum hast du Angst davor, dich wieder zu verabreden? „Ich möchte nicht wieder verletzt werden.“ Du hast den Schmerz in dir gespeichert und musst nun Situationen vermeiden, die dich daran erinnern oder ihn wieder hochkommen lassen. Es liegt ganz bei dir: Du kannst hinausgehen und mit dem Leben kämpfen, um dich davon anziehen zu lassen oder es zu verbessern, was auch immer, und das zu bekommen, was du glaubst, zu brauchen, um dich vor dir selbst zu schützen. Oder du kannst an dir arbeiten. Setz dich hin und sage: „Ich möchte Liebe empfinden. Ich möchte keinen Lover finden.“ Es ist nichts Falsches daran, einen Lover zu finden. Die Frage ist aber, warum du das tust. 

 

Wenn du voller Liebe bist und sie ausdrücken willst, ist das eine Sache. Wenn du keine Liebe empfindest und jemanden finden willst, der dir hilft, Liebe zu empfinden, dann tut es mir leid: Du selbst blockierst die Liebe, wie kann also jemand Außenstehendes, auf den du projizierst: „Das ist die richtige Person“… Sie entpuppt sich nicht immer als die richtige Person, oder? Verstehst du? Du projizierst auf jemanden, dass er derjenige sein wird, der das in Ordnung bringt, was in deinem Inneren nicht stimmt. Deshalb verhält sich das Herz so und deshalb verstehen die Menschen das Herz nicht, wie du gesagt hast. 

 

Die Art, mit dem Herz umzugehen, ist, ab und zu mit ihm zu sprechen und zu sagen: „Liebes Herz, es tut mir so leid, ich habe dir all den Müll, mit dem ich nicht umgehen konnte, aufgehalst.“ Und jetzt bist du voller Angst und Unruhe und kannst dich nicht mehr öffnen. „Ich werde dir helfen, ich bin hier, um dir zu helfen. Es tut mir leid, dass ich das getan habe. Ich werde aufhören, das zu tun. Ich werde lernen, das nicht mehr zu tun.“ Wie machst du das? Du beginnst mit deinem Alltag. Kümmere dich nicht um das alte Zeug, das kannst du nicht bewältigen. Du konntest es nicht, als es geschah, und jetzt auch nicht. Lerne zunächst, mit den Dingen umzugehen: dem Wetter, der Sonne, dem Regen, dem Fahrer vor dir, der Person, die dich nicht gegrüßt hat, wie es manchmal passiert, wenn du jemanden grüßt und er nicht zurückgrüßt. 8,3 Milliarden Menschen haben auch nicht gegrüßt. Warum regst du dich bei einer Person so auf? Du solltest deinen Verstand nutzen, um dir zu helfen. Nimm dir nicht mehr vor für heute. Und wenn du das nicht tust, was passiert dann? Dann kommt das alte Zeug von allein wieder hoch. Das ist ein Warnzeichen, wie das mit dem Totenkopf und den gekreuzten Knochen. 

 

Wenn du aufhörst, das zu unterdrücken, was unten ist, wird es Platz haben, um nach oben zu kommen. Und genau das willst du, du willst es nicht in deinem Inneren haben. Ich möchte, dass du es begrüßt, wenn es hochkommt. Aber du musst das erst lernen. Das ist nicht, weil ich lehre, dass es so sein kann. Es kann wirklich so sein. Aber du musst beginnen, wie ich gesagt habe, mit den Tonleitern oder dem Tennis. 

 

Du beginnst, indem du übst, mit kleinen Dingen umzugehen, über die du dich üblicherweise beschwerst, die du normalerweise… 

 

– „Ich verschließe mich, es ist so heiß draußen, ich schaffe das nicht, ich verschließe mich.“ 

 

Weißt du, was ich lehre?

 

 – „Was meinst du damit, es ist heiß draußen?“

 – „Es ist heiß draußen?“ 

– „Warum?“ 

– „Warum ist es heiß draußen?“

– „Na, wegen der Sonne am Himmel.“

– „Wie weit weg ist sie?“ 

– „150.000.000 Kilometer.“ 

– „Etwas ist 150.000.000 Kilometer entfernt und du beschwerst dich über die Hitze? Das Ding muss echt heiß sein, es muss richtig heiß sein. Übrigens ist es nicht die Sonne, sondern ein Stern. Kennst du jemanden, der keine Sterne mag? Die Menschen lieben Sterne. Hör mal, du bist einem Stern so nah, einmal in deinem Leben bist du einem Stern so nah, dass du seine Wärme spürst, das ist unglaublich.“ 

 

Und plötzlich ist es nicht mehr heiß, sondern wunderschön, es macht Spaß. Es ist Gott, es ruft dir die Größe des Universums in Erinnerung. Das ist nur ein Stern von 300 Milliarden in deiner Galaxie, und es gibt 2 Billionen Galaxien. Und du hast die Ehre, das Gefühl zu haben, dass du keinen Sonnenbrand bekommst, sondern einen Sternenbrand. Und plötzlich verändert sich dein ganzes Leben, weil du dich um diese winzige Kleinigkeit kümmerst. 

 

Der Fahrer vor dir: „Oh, warum fährt er so langsam?“ Vielleicht ist es eine Großmutter, in ihren letzten Jahren, in denen sie noch fahren kann. Und sie ist so froh, dass sie allein zum Einkaufen fahren kann. Warum hupst du nicht oder fährst nah ran, um sie zu stören? Nein, du sagst: „Das ist in Ordnung.“ 

 

Du lernst, die Dinge auf eine Weise zu betrachten, in der sie konstruktiv und positiv sind und dich nicht stören. In dem Interview wählte Oprah eine Zeile aus dem Buch aus, und sie ist wirklich scharfsinnig: Es war die tiefgründigste Zeile des Buches. Sie besagt Folgendes, ich sage es langsam: „Der Moment, der sich vor dir abspielt, stört dich nicht. Du störst dich an dem Moment, der sich vor dir abspielt.“ Das Auto vor dir stört dich nicht. Du selbst störst dich daran. Die Hitze, die Sonne stört dich nicht. Du selbst störst dich daran. Der Regen stört dich nicht. Regen ist etwas Gutes, dann haben wir genug zu essen. Du selbst störst dich daran. Hör auf damit. 

 

Das ist der Punkt, an dem deine Arbeit beginnt: Wenn es darauf ankommt. Und wenn du das tust, wirst du herausfinden… Menschen aus aller Welt schreiben mir ständig, es ist verrückt: „Du hast mein Leben verändert.“ Ich habe niemandes Leben verändert, nur das Offensichtlichste der Welt gesagt: „Wenn du aufhörst, dich selbst zu belästigen, hörst du auch auf, belästigt zu werden.“ Die Menschen tun es und stören sich nicht mehr daran. Und dann geschieht Folgendes: Das alte Zeug wird wieder hochkommen. Das ist völlig in Ordnung. 

 

Was tust du, wenn es wieder hochkommt? Du begrüßt es. Warum? Weil du es nicht in deinem Inneren willst. Ich habe bereits gesagt, womit dein Herz dich nähren kann: wahre Liebe, reine Freude, reine Inspiration, Kreativität, und zwar ununterbrochen und bedingungslos. Das ist der normale Zustand des Herzens. Hättest du das gern? Dann musst du aufhören, Dinge im Herzen abzuladen, die den Energiefluss blockieren. Im Yoga wird es Shakti genannt, Spirit Shakti. Da ist ein natürlicher Fluss in dir, aber du hast ihn blockiert. 

 

Du musst an den Punkt kommen, wo du es begrüßt. Das ist ein großartiger Zustand, du bist froh, dass es hochkommt. Du begrüßt alles, was hochkommt, egal was es ist oder wie groß es ist. „Oh Gott, das ist schrecklich, das war meine Mutter.“ Begrüße es, nimm es an der Hand. Hilf ihm, sprich mit ihm: „Es ist okay, es ist vorbei. Es ist alles gut.“ Begrüße es, denn du willst es nicht in deinem Inneren haben. Verstehst du? Und wenn du das tust, verändert sich dein ganzes Leben. 

 

LAURA: Würdest du also sagen, dass der Schlüssel zu innerer Freiheit darin liegt, Zeuge der Bedeutung zu werden, die wir den Dingen geben, und in dem Moment, in dem wir Zeuge der Bedeutung oder des Urteils werden, das wir über etwas haben, uns den Raum und die Möglichkeit zu geben, wieder zu wählen und einen Raum der Loslösung von der Bedeutung zu erschaffen, die wir dem Moment beimessen? Und dadurch frei zu sein, etwas zu wählen, das entweder akzeptiert, was ist, oder sogar begrüßt, was ist. 

 

MICHAEL SINGER: Ja, ja, genau. Du brauchst meine Lehren nicht, du verstehst sie schon so. Genau so ist das. Ich benutze das Wort „loslassen“. 

 

LAURA: Loslassen. 

 

MICHAEL SINGER: Mit anderen Worten: Du bist Zeuge und siehst alles hier unten. Sei kein Opfer des Bewusstseins und sage nicht: „Ja, aber jeder würde sich dadurch verletzt fühlen.“ Aber du willst das nicht. Das ist wie eine Rechtfertigung dafür, dass du blockiert bist, und dafür, dass du mit dem Geschehenen nicht umgehen konntest. 

 

Warum rechtfertigst du, dass du dein Herz blockiert hast? Ich will das nicht rechtfertigen, ich will mein Herz nicht blockieren. Ich will lernen, es nicht zu blockieren. Ich will in Liebe leben. Es tut mir leid. Alles, was du da draußen tust, um Geld zu finden, um Erfolg zu finden, um Menschen und Beziehungen zu finden, tust du, weil in deinem Inneren etwas nicht in Ordnung ist. Du versuchst, die Tatsache zu kompensieren, dass du dich nicht vollständig fühlst. Verstehst du? 

 

Wenn du dich vollkommen fühlen kannst, wirst du zu einem Geber statt einem Nehmer. Du brauchst nichts von der Welt. Das bedeutet nicht, kalt zu sein. Jemand, der nichts braucht, gibt alles, was er hat. Da ist reine Liebe, reine Freude, reine Inspiration. Was macht eine Person mit… Manchmal werde ich gefragt: „Wenn ich von all dieser Liebe und all dieser Freude und all dieser Inspiration erfüllt wäre, warum würde ich dann morgens aufstehen und zur Arbeit gehen?“ Weil Liebe sich gern ausdrückt. Weil Inspiration etwas erschaffen will. Das ist ein guter Grund, um morgens aufzustehen. Du kannst dich nicht aufhalten, du kannst es nicht erwarten, zur Arbeit zu gehen. 

 

Auch nach 30 Jahren kannst du es immer noch nicht erwarten, dorthin zu kommen. Ist das nicht schön? Das ist eine nette Art, zu leben. Aber dafür musst du aufräumen. Du hast also recht, Zeuge zu sein, ist der erste Schritt. Zuerst musst du… Denn ansonsten fühlst du dich so gestört, dass du süchtig nach dir selbst bist, wie du es selbst perfekt ausgedrückt hast. Warum nehmen Menschen Drogen? Weil sie nicht damit umgehen können, was in ihrem Inneren geschieht. 

 

LAURA: Ja, genau. 

 

MICHAEL SINGER: Wenn du an dir selbst arbeitest, wirst du etwas verstehen: Dein natürlicher Zustand ist das Höchste, was es je gab. Wirklich, das ist bei jedem so. „Was ist, wenn ich 30 Jahre im Gefängnis gearbeitet hätte, im Hochsicherheitstrakt, mit Mördern usw.?“ Das spielt keine Rolle. Es macht keinen Unterschied, was du getan hast, es sei denn, du trägst es in dir, in deinem Inneren, und es zieht natürlich entsprechend an. So wie du dich verhältst, dementsprechend ziehst du auch an. 

 

Ich habe mit Massenmördern gearbeitet, nun, vielleicht nicht Massenmörder, aber Menschen, die mehrfach getötet haben usw. Sie wuchsen zu den schönsten Blumen heran, die du je gesehen hast. Sie halfen allen, meditierten, der ganze Zellenblock wurde zu einer Meditationsveranstaltung. Und sie gehörten Motorradgangs an. Es ist wunderschön, was in jedem von uns verborgen ist. Das Problem ist, dass es in uns gespeichert ist. Und wenn es gespeichert ist, kannst du es nicht loslassen. Zumindest nicht auf einmal, das geht nicht. Du musst beginnen, das Loslassen zu üben. Du übst, loszulassen. Wie du gesagt hast: „Du bist Zeuge, wie es beginnt, wieder hochzukommen.“ 

 

In „Die Seele will frei sein“ gibt es ein Kapitel, in dem steht… Oprah sagt, es sei ihre Lieblingsstelle darin: „Lasse jetzt los oder falle.“ „Lasse jetzt los oder falle.“ Mit anderen Worten: In dem Moment, in dem es hochkommt, solltest du dir dessen bewusst sein. Andernfalls wird es hochkommen und dein Wesen überwältigen. Dann sagst du: „Ich war nicht in der Lage, mir selbst zu helfen.“ Ich verstehe das, wenn es auf dieser Ebene passiert, kannst du dir nicht helfen. Die Energie hat dich übermannt. Aber es gibt einen Punkt, an dem es dort unten rumpelt und du weißt es und du weißt, was hochkommen wird. 

 

Bist du bereit, da loszulassen? Und du beginnst, zu üben, und nicht, es nach unten zu drücken. Schieb es nicht wieder nach unten. Entspanne dich, suche Entspannung. Entspanne und lass los, entspanne und lass los, wie beim Yoga. Wenn du beim Yoga eine Asana einnimmst und zum Lehrer sagst: „Aber es spannt so“, dann entspanne dich, entspanne dich einfach. Und das tust du in deinem Inneren. Entspanne dich, und die Energie wird sich verwandeln. 

 

Es kommt zu einer Umwandlung der Energie, sie wird beginnen, dich zu nähren, statt dir etwas wegzunehmen. Du verstehst das sicher. Es ist der gesamte Weg, du wirst den gesamten Weg dafür brauchen. Auch wenn du in tiefer Meditation versinkst, bei der du eine wunderbare spirituelle Erfahrung der Offenheit machst: Es wird einen Moment geben, in dem du Angst bekommst. Das lehren alle Meister. Es ist, wie ich sagte: „Du musst sterben, um wiedergeboren zu werden.“ Oder Spiritualität einbringen. Christus ging darüber hinaus. Man muss sterben, um wiedergeboren zu werden und wirklich den höchsten Stand seines Seins zu erreichen. Dazu muss das Ego verschwinden. Es kann nicht die Person sein, die dort meditiert. Denn du bist noch da. Es kann auch nicht die Person sein, die losgelassen hat. Denn du bist noch da. Wenn du loslässt, machst du das, weil du loslassen musst. Wenn du nicht da bist, muss niemand loslassen. Du lässt die weißen Linien nicht los, du fährst einfach drüber. 

 

Jetzt sprechen wir über tiefste Spiritualität. Merkst du, dass Spiritualität ziemlich vernünftig ist? – Sie ist gar nicht so merkwürdig. 

 

LAURA: Nein. 

 

MICHAEL SINGER: Echte Spiritualität. Wissenschaft und Spiritualität sind eins. 

 

LAURA: Ja. 

 

MICHAEL SINGER: Sie sind dasselbe. 

 

LAURA: Ich habe eine Frage, und vielleicht hast du einen Rat für mich. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es leicht ist, zu vertrauen, wenn alles leicht ist. Dann ist es auch leicht, zu vertrauen. Aber ich glaube, dass echtes Vertrauen in dich selbst, in das Leben, in Gott, in alles, was du glaubst, in den Augenblicken entsteht, wenn du das Ergebnis nicht kennst: Wenn du nicht weißt, ob etwas gut oder nicht gut werden wird. Es kommt natürlich auf die Bedeutung an, die wir ihm geben, verstehst du? Wir hoffen, dass es gut wird und vertrauen deshalb. Wahres Vertrauen entsteht in dem Moment, wenn wir das Ergebnis noch gar nicht kennen. Und in diesem Moment schaltet sich der kontrollierende Teil von uns ein und versucht, die Situation zu kontrollieren, weil wir es nicht wissen. Oder? 

 

Wie können wir also lernen, in Momenten Vertrauen zu haben, die schwierig sind, die vielleicht auch schmerzhaft sind, und in denen wir einfach nicht wissen, aber dennoch ein inneres Gefühl des Wissens haben, dass es besser für uns sein wird, zu vertrauen und den kontrollierenden Teil aufzugeben? Ich bin nicht sicher, ob ich richtig erklären kann, was ich sagen will. 

 

MICHAEL SINGER: Du machst das gut, mein Herz schmilzt dahin. Du drückst dich wunderbar aus. Du bist sehr tiefgründig und sehr fähig, tiefgründige Dinge zu kommunizieren. Ich lehre Folgendes über Vertrauen. Ich bin übrigens überrascht, dass jemand etwas über meine Lehren hören will. 

 

Weißt du, was mit „Ich vertraue dir“ gemeint ist? „Ich vertraue darauf, dass du dich so verhältst, wie ich es erwarte.“ Das meint man, wenn man jemandem sagt: „Ich vertraue dir.“ „Ich werde dir mein Herz schenken, Ich werde offen sein und dir vertrauen.“ Weißt du, was du damit sagst? Du vertraust der Person nicht, sondern sagst ihr gewissermaßen: „Du wirst herausfinden, was ich will, und du wirst es auf diese Weise tun. Ich vertraue darauf, dass du das sein wirst, was ich von dir erwarte.“ Das meint man mit Vertrauen, richtig? Das meint man mit „Ich vertraue dir.“ 

 

Wahres Vertrauen sieht so aus: „Ich vertraue darauf, dass du du selbst sein wirst.“ „Aber ich weiß nicht, was das ist.“ „Ich vertraue darauf, dass du dich so verhältst, wie es deine vergangenen Erfahrungen oder die aktuelle Stufe deines spirituellen Wachstums vorgeben.“ Und weißt du was? Das würde sowieso passieren. Es spielt keine Rolle, was ich sage. Das ist das, was du gesagt hast: Es ist schwierig, weil wir es nicht wissen und es nicht kontrollieren können. Wenn ich wirklich glaube, dass du so sein wirst, wie ich dich haben will, kann ich vertrauen. „Ich glaube in meinem tiefsten Inneren, dass er mich nie verletzen wird, dass er mich nie verlassen wird und nichts tun wird, was ich nicht will. Ich glaube wirklich, dass er mich liebt.“ 

 

Damit sagst du Folgendes: „Ich glaube, er wird so sein, wie ich glaube, dass er sein wird. Deshalb werde ich offen sein.“ Und du fragst: „Wie kann man offen sein, wenn die Situation nicht so gegeben ist?“ Wie kannst du offen sein, wenn du das alles nicht fühlst? Du weißt nicht, was die Person machen wird, du weißt nicht, wie der Job sein wird. Du weißt nicht, ob dies besser als das ist. 

 

Und damit kommen wir wieder zu einer sehr tiefgründigen Lehre. Wissenschaft und Spiritualität sind dasselbe. Du hast einen Körper. Sind das nicht 25 Billionen lebende Zellen, die jeden Moment miteinander kommunizieren, dein Herz zum Schlagen bringen, die Leber zum Sekretieren bringen, die Verdauung in Gang bringen, dein Gehirn zum Arbeiten bringen? Verstehst du? Darauf vertraust du nicht, oder? Wie kannst du darauf vertrauen? Es gibt so viele Variablen hier, wenn eine Zelle nicht gut funktioniert, dann hat man ein Problem. Du vertraust auf alles, verstehst du? Du vertraust darauf, dass du, wenn du einen Schritt machst, nicht durch die Erde fällst. Oder dass die Erde, wenn du auf und ab springst, die Umlaufbahn nicht verlässt. Du vertraust auf alles, außer auf das, womit du Probleme hast. Verstehst du? Wenn man es so ausdrückt, vertraust du auf alles, richtig? 

 

LAURA: Ja. 

 

MICHAEL SINGER: Okay. Du vertraust zu 99,999999999 % jeder einzelnen Sache, jedem einzelnen Moment. Du vertraust so sehr, dass du nicht einmal darüber nachdenkst. Du sagst nie: „Ich vertraue darauf, dass die Erde noch da ist, wenn ich morgen aufwache.“ Oder?

 

LAURA: Das wäre lustig. 

 

MICHAEL SINGER: Du sagst gar nichts dazu, du bist in diesem Bereich einfach nicht blockiert, sodass du mit dem Leben zurechtkommst. Du kommst mit fast allem im Leben zurecht. Ich sage dir, 99,9 % von dir sind erleuchtet. Du kannst mit allem umgehen, bis auf das, was du nicht bewältigen kannst, und das ist so wenig. „Ich kann nicht damit umgehen, was er vor einem Jahr gesagt hat.“ Und wie viele Dinge wurden in der ganzen Zeit von allen gesagt? Hast du all dem vertraut? Dann hast du ja kein Problem. Aber wenn du Dinge in dir speicherst, diese Blockierungen, von denen ich spreche, wenn du da etwas gespeichert hast, dann sind das die Bereiche, wo du sagst, dass du vertrauen musst. „Ich habe Angst davor, verletzt zu werden.“ „Ich habe Angst davor, nicht das zu bekommen, was ich will.“ 

 

Zuerst solltest du also überdenken, was das Wort Vertrauen bedeutet. Es ist die Fähigkeit, mit der Realität umzugehen, so wie wir schon gesagt haben. Die Realität wird sich vor deinen Augen entfalten, genau. Aber woher weißt du, was passieren wird? Du weißt überhaupt nicht, was passieren wird. Ich habe gesagt, 99,9999 % des Ganzen hält sich selbst zusammen. Das hat nichts mit dir zu tun. Lerne einfach, mit diesen winzig kleinen Dingen umzugehen, die du in dir gespeichert hast. Jetzt musst du dich mit ihnen beschäftigen. Irgendwann wirst du nicht mehr über Vertrauen nachdenken, du denkst nicht den ganzen Tag darüber nach. 

 

Du wirst in einer Beziehung mit jemandem sein, du wirst von Liebe erfüllt sein, einfach voller Liebe sein, denn du warst von Liebe erfüllt, bevor du ihn getroffen hast. Wenn du nicht vorher schon von Liebe erfüllt warst, hast du Probleme, darauf zu vertrauen, dass er sich weiterhin so verhalten wird, dass du offen sein kannst. Wenn du von Anfang an von Liebe erfüllt bist und diese Liebe teilst, bist du nicht gefährdet. Es ist wie alles andere, alles ist in Ordnung. 

 

Verstehst du? Stell dir vor, du bist mit allem in deinem Leben so zufrieden, wie wenn du es bist, wenn du auf den Boden trittst und die Erde nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Oder wenn du morgens aufwachst und dein Körper noch da ist. Du musst das also aufräumen, dann hast du keine Vertrauensprobleme mehr. Du wirst nicht einmal an das Wort Vertrauen denken, es kommt dir nicht mal in den Sinn. – Das ist es, was ich von dir will, okay? 

 

LAURA: Das ist wunderschön. Etwas, was ich an den Menschen sehr interessant finde, insbesondere in der westlichen Welt, denn das ist die Kultur, in der ich aufgewachsen bin und daher kenne, ist: Wir hängen sehr an der Materie, an allem, was wir anfassen und sehen können. Und wir definieren uns sehr stark über das, was wir anfassen und sehen können. Ich glaube, dass das, was wir anfassen und sehen können, nur einen kleinen Teil dessen ausmacht, was wir sind. Und ich glaube, dass das, was wir sind, viel größer ist. 

 

Die Frage ist also: Warum in aller Welt klammern wir Menschen uns an unser kleines Selbst, anstatt an unser großes Selbst, unseren Spirit? Denn ich glaube wirklich, und ich weiß nicht, ob das seltsam ist, aber ich glaube wirklich, wenn wir mehr Zeit und Energie in unsere spirituellen Fähigkeiten investieren würden, könnten wir sicher in Gedanken miteinander reden und die verrücktesten Dinge tun und die tollsten, verrücktesten Ideen haben, wenn wir unser spirituelles Potenzial nutzen würden. Warum hängen wir dann so sehr an der Materie, an dem kleinen Menschen, anstatt an dem großen Geist? 

 

MICHAEL SINGER: Ja. Ich glaube, das ist eines der besten Interviews, die ich je gegeben habe. Du sprichst so klar und tiefgründig, du hast ein tiefes Verständnis dessen, was vor sich geht. Die Antwort ist folgende: Du bist reines Bewusstsein. Das ist es, was du bist. Du musst nicht daran glauben, du bist dir dessen bewusst. 

 

Ich erzähle diese Geschichte immer für diejenigen, die eine wissenschaftliche Herangehensweise wollen. Wenn du in einem Raum bist und es sind alle möglichen Möbel und Leute im Raum, dann bist du dir dessen bewusst. Wenn die Leute alle gehen, bist du dir bewusst, dass sie gegangen sind? Ja. Ich bin hier, vorher waren Leute da und jetzt sind keine Leute mehr da. Was ist, wenn alle Möbel weg wären? Ein leerer Raum. Bist du dir bewusst, dass der Raum jetzt leer ist? Ja. Okay, dann warst du nicht die Leute und die Möbel, denn sie sind weg und du bist noch immer da. Nun verschwindet der Raum. Du bist im Weltraum, denn der Raum ist weg. Bist du dir dessen bewusst oder bist du weg? Bist du dir bewusst, dass der Raum weg ist? Du bist das Bewusstsein, das ist es, was du bist. Alles… 

 

Was wäre, wenn dein Körper verschwinden würde? Er ist einfach weg, du schaust nach unten und da ist kein Körper. Du bist dir bewusst, dass da kein Körper ist. Verstehst du das? Du bist das Bewusstsein, das reine Bewusstsein. Der Rest sind Objekte des Bewusstseins, Dinge, denen du dir bewusst bist. Fangen wir also dort an, ohne spirituell zu werden oder über die Seele zu reden. Nun, du wirst geboren. Ich möchte nicht ins Detail gehen, denn wir werden auf komische Weise geboren. Du wirst geboren und du wirst dir deines Körpers bewusst. Okay? 

 

Du bist nicht… Das ist anstrengend, es gibt eine Menge Input und Gefühle, Emotionen und all die Sinne, die etwas wahrnehmen. Das lenkt dich ab. Verstehst du? Viele Dinge lenken dein Bewusstsein ab. Da ist zum Beispiel Lärm und du hörst mir nicht zu, sondern hörst auf den Lärm. Oder da ist ein helles Licht. Dinge ziehen das Bewusstsein zu sich hin, sie lenken ab. Die Erfahrung, in diesem Körper zu sein, ist also sehr irritierend. Alle fünf Sinne senden dir Input: Licht, Berührungen, Sehsinn und all dies, du hast Emotionen und noch vieles mehr. Dein Bewusstsein wird abgelenkt und verliert sich in dieser Ablenkung. Okay, gut. – Verstehst du? Ergibt das Sinn für dich? 

 

LAURA: Ja. 

 

MICHAEL SINGER: Habe ich recht? 

 

LAURA: Ja. 

 

MICHAEL SINGER: Was geschieht nun? Du bist ein kleines Baby, und du bist völlig verloren. Du wurdest da herausgezogen, wo bist du jetzt? Und plötzlich wirst du in eine Decke eingewickelt. Du beginnst, dich an etwas festzuklammern, das dir vertraut ist. Etwas, das sich nicht verändert. Etwas, worüber du sagen kannst: „Das ist meins.“ So wirst du geboren. Mami nimmt dich auf den Arm, immer dieselbe Mami. Wenn du ein Kind richtig verstören willst, dann leg es jede Nacht in ein anderes Bett, gib ihm eine andersfarbige Decke und lass es jeden Tag von jemand anderem hochheben. Tu das ja nicht. Du willst nicht wissen, wie sich diese Kinder entwickeln werden. Daher kommt die Anhaftung. 

 

Das ist ein buddhistischer Begriff, Anhaftung. Und das hast du gefragt: „Warum haften wir so an der Materie?“ Wir halten uns an allem fest, als das wir uns definieren können. „Oh, ich sehe, ich bin… Mami, das ist Mami. Das ist mein Bettchen. Das ist mein Spielzeug, das ist meine Kuscheldecke.“ Ich entwickle also dieses Gefühl des „mein“, das Gefühl des Selbst. Ich definiere, wer ich bin, das ist ein Selbstkonzept. Warum brauche ich ein Selbstkonzept? Weil ich verloren bin. All diese Ablenkungen haben mich von Gott, vom Bewusstsein weggezogen. Und nun muss ich ein „Ich“ aufbauen, das ich verstehen kann, an dem ich mich festhalten kann, das sich stabil anfühlt. Und das ist das Ego.

 

Einmal wurde der große Meister Yogananda gefragt: „Meister, was ist das Ego?“ Das ist eine gute Frage für einen Meister, oder? 

 

– „Was ist das Ego?“ 

– „Das maskierte Selbst.“ 

 

Das ist sehr tiefgründig. Mit anderen Worten: Das Bewusstsein, das höhere Selbst, über das du sprichst, ist abgelenkt und verloren, und baut sich daher eine Maske, die es über sich ziehen kann, um zu sagen: „Das ist es, was ich bin.“ „Du bist mein Mann oder meine Frau, solange du jeden Abend nach Hause kommst, geht es mir gut. Wenn du abends nicht heimkommst, drehe ich durch. Es passt nicht zur Maske, die ich mir aufgebaut hatte. Ich habe mein Selbstkonzept aufgebaut.“ Das machen wir nicht nur als Kind, sondern in jedem Moment unseres Lebens. Aus diesem Grund haften wir an der Materie, an der Solidität. 

 

LAURA: Entschuldige, wenn ich dich unterbreche, ich hatte gerade diese Vorstellung. Ich bin eine sehr visuelle Person und hatte gerade dieses Bild: Da du gesagt hast, wir haften an der Materie, weil unsere Seele ihr Zuhause verloren hat. Wir sind wie Ertrinkende in einem Ozean, die sich festklammern an… Wie heißt das auf Englisch? 

 

MICHAEL SINGER: Ein schwimmender Baumstamm, zum Beispiel, alles, was uns retten kann. 

 

LAURA: Ja, ein Rettungsring. Es fühlt sich an, als würden wir an diesem Ort ertrinken. Wir könnten jedoch auch einfach loslassen und würden nicht ertrinken. 

 

MICHAEL SINGER: Ja, genau. Alles, was du sagst, ist genau richtig. Das ist sehr schön. Weißt du was? Ich bin ein netter jüdischer Yogi. Ich habe die Bibel nur einmal gelesen, weil ich dachte, ich sollte es vielleicht tun. Das war 1971. Und wenn wir so reden, fallen mir irgendwie die Worte wieder ein. Wie du gerade gesagt hast: Wir klammern und halten uns fest, das ist wie ein Zuhause, wir definieren uns darüber. Wie Christus in der Bibel sagte: „Die Vögel haben ihre Nester, die Füchse haben ihren Bau, aber der Menschensohn hat keinen Platz, an dem er sich ausruhen kann.“ Das ist genau das, was du gerade gesagt hast. Ein erhabenes Wesen definiert sich nicht selbst und hält sich an nichts fest, um nicht zu ertrinken, denn es ertrinkt nicht. Deshalb braucht es die physische Materie nicht, um sich zu definieren. 

 

LAURA: Es weiß, dass es einer Täuschung unterliegt. Ja, das ist sehr schön. Es ist verrückt, und schön, sehr schön. Denn ich glaube, und das ist auch der Grund, warum ich das tue, was ich tue, dass für alle Probleme, die wir in der Welt haben, Folgendes gilt: Es ist sicher, dass wir politische und wirtschaftliche Lösungen brauchen. Aber wenn es keine bewusste Lösung gibt, wird kein Problem jemals so gelöst werden, wie es gelöst werden muss. Und ich denke, dieses Erwachen zu dem, was wir sind, und uns zu erlauben, in dieses Bewusstsein hineinzuwachsen, ist das Allerwichtigste, was wir tun müssen. 

 

MICHAEL SINGER: Ja, du hast recht. Jeder Mensch hat unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Deshalb hat jeder unterschiedliche Dinge im Inneren gespeichert. Verstehst du? Wenn jemand zu dir sagt: „Ich sehe das genauso wie du. Du bist genau wie ich.“, dann will er etwas von dir, denn das ist nicht wahr. Das ist nicht möglich. Verstehst du? Er hatte völlig andere Erfahrungen im Leben und hat völlig andere Dinge gespeichert, und andere Dinge dazu erfunden. Das, was wichtig für ihn war usw. Weißt du, was ich meine? 

 

Wenn zum Beispiel jemand eine schlechte Kindheit hatte: „Ich werde keine Kinder haben. Ich möchte nicht, dass sie das durchmachen müssen, was ich durchgemacht habe.“ Es sollte so sein: „Ich werde Kinder haben. Ich werde ihnen zeigen, wie es ist, eine Familie zu haben.“ Wir machen nicht nur unterschiedliche Erfahrungen, wir gehen auch anders mit ihnen um. Wir sind alle so verschieden. Es ist nicht nur wie 3D-Schach, sondern wie ein Schachspiel mit 7 Milliarden Dimensionen. Jeder ist innerlich anders. Vom Bewusstsein her sind wir nicht verschieden, aber unsere Psyche ist vollkommen unterschiedlich. Deshalb wollen wir, dass verschiedene Dinge geschehen oder nicht geschehen, damit sie unserer Meinung nach besser laufen. Und da sind wir alle anderer Meinung. 

 

Menschen fragen mich: „Warum gibt es Krieg?“ Ich sage: „Warum gibt es nicht noch mehr Krieg?“ Es ist, als… Man kann es nur so lösen, wie du gesagt hast. Es kann letzten Endes nur folgendermaßen in Ordnung gebracht werden: Du wachst auf und erkennst: „Oh, ich bin nicht diese Psyche. Ich muss oder will die Menschen um mich herum oder die Welt um mich herum nicht damit belasten, dass ich die Verschmutzung, die ich in mir selbst angesammelt habe, auf sie ablade. Ich will nicht, dass sie so sein müssen wie ich. Das will ich nicht. Ich möchte von meiner Art und Weise wegkommen, damit ich ihnen dienen und …“ Ich lehre immer Folgendes: „Das höchste Leben, das du leben kannst, ist, dass jeder Moment, der vor dir vergeht, besser dran ist, weil er das getan hat.“ Da kannst du nichts machen. 

 

Verstehst du? Da er an mir vorbeigezogen ist, ist es besser, als wenn er nicht vorbeigezogen wäre. Wenn das jeder tun würde, dann hätten wir John Lennon: Imagine all the People. Ansonsten ändert sich nichts. Denn das, was du Veränderung nennst, bekomme ich auf meine Art. Dann geht es mir gut. Aber da sind andere Leute, die es auf meine Art wollen, und es kommt zu politischen Kämpfen, Scheidungen und allem möglichen Mist. Denn du denkst, dass es dir gut geht, wenn du deinen Willen bekommst. Tiefgreifende Veränderungen sind… 

 

Alles so zu bekommen, wie man es haben will, ist völlig überbewertet. Du musst mit der Realität des Lebens kämpfen, damit es so bleibt. Du musst dir Sorgen machen, ob es so bleibt oder weitergeht. Das muss ich dir nicht sagen. So wie Rumi gesagt hat. Dieses Zitat ist wunderbar: „Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern.“ 

 

LAURA: Ja. Ich hatte, als du gesprochen hast, ein anderes Bild im Kopf, denn ich glaube, woher wir aus dem Inneren kommen, dahin gehen wir im Äußeren. Und als du darüber gesprochen hast, wie verschmutzt wir im Inneren sind, dachte ich: „Wow, wie die Welt im Außen. Die Welt ist im Außen so verschmutzt, weil wir im Inneren so voller Verschmutzung sind.“ 

 

MICHAEL SINGER: Das stimmt. Wir laden es in der Welt ab. Die Leute sind so sehr mit der Umwelt beschäftigt, wie wäre es, wenn wir etwas innere Umweltarbeit machen würden?

 

LAURA: Ja, das ist verrückt. 

 

MICHAEL SINGER: Du hast vollkommen recht: Der Grund dafür, dass es so ist, wie es ist, ist, dass wir es so machen. Muss es so sein? Natürlich nicht.

 

LAURA: Nein.

 

MICHAEL SINGER: Natürlich nicht. Der Weg, dies zu ändern, besteht darin, zu sagen: „Ich weiß, dass es einen Weg gibt, wie ich es gerne hätte, aber das liegt an dem Müll, den ich in mir trage. Ansonsten kann ich das, was ist, ehren und respektieren, dass du anders als ich bist, anders als ich denkst. Besonders, wenn wir wieder hier hochgehen und sagen: „Mein persönliches Selbst denkt anders als du.“ Jetzt gibt es eine Lösung dafür. Wir können zusammen auf diese Ebene gehen, so wie du zuvor gesagt hast. Lass uns auf der Ebene des Bewusstseins zusammenkommen und verstehen: „Ja, meine Psyche ist anders als deine, ich hatte andere Erfahrungen als du. Und ja, ich habe ein anderes Ego entwickelt als du. Na und? Das bedeutet nicht, dass wir uns nicht lieben können, dass wir nicht gut miteinander auskommen können.“ 

 

LAURA: Wie können wir uns mit unserer Seele verbinden? 



MICHAEL SINGER: Indem wir den Anker loslassen, der uns davon abhält, uns zu verbinden. Ich sage es noch einmal: Ich liebe deine Fragen. Ich lehre nicht: Greife nach Gott. Ich lehre: Lass los, warum du nicht mit Gott bist. Er wird von selbst aufsteigen. Sonst hast du diesen Anker deines persönlichen Selbst, deine Überzeugungen, Hoffnungen, Träume, Sorgen, Ansichten, Vorlieben, Abneigungen: Das sind alles Anker, die das Bewusstsein ablenken. Du willst sie behalten, aber nach Gott greifen. Das soll wohl ein Witz sein. Lass es los, lass es immer weiter los, und erkenne, dass du das nicht bist. „Neti Neti, ich bin weder dies, noch das.“ Lass los, und du wirst auf natürliche Art aufsteigen. 

 

Du bist tiefgründig genug, sodass ich es sagen kann. Meine tiefgründigste Lehre ist folgende: Du bist bereits in Gott. Dein Bewusstsein ist das göttliche Bewusstsein, das universelle, das eine, perfekte, absolute, das auf deinen Geist starrt. Es starrt auf deinen Geist, ist abgelenkt. Es starrt auf deinen Verstand, deine Emotionen und das, was durch deine Sinne kommt. Und das gilt für alle. Alles, was du tun musst, ist also, dich selbst loszulassen. Das meinte Christus mit „sterben, um wiedergeboren zu werden“. 

 

Der große Meister Meher Baba, den du sicher kennst, sagte Folgendes: „Der Mensch minus das Denken ist gleich Gott.“ Wenn du aufhörst, dich selbst anzustarren, wirst du herausfinden, wer gestarrt hat. Es ist die Quelle deines Bewusstseins. Du schaffst es nicht, weil du von deinen Gedanken und Emotionen abgelenkt wirst, und von all dem, was auf dich einwirkt und stimuliert und all das. In meinem neuen Buch nenne ich es den „Drei-Ring-Zirkus“: Die Außenwelt, die Emotionen und die Gedanken, die alle herumkreisen. Du arbeitest dich da durch, das ist die einzige Lösung für all die Probleme, die auftreten. Aber die Menschen setzen sich nicht dafür ein. Die Menschen sind bestrebt, das zu bekommen, was sie wollen, und zu vermeiden, was sie nicht wollen. 

 

Was hältst du von dieser Aussage? Die Menschen sind bestrebt, das zu bekommen, was sie wollen, und zu vermeiden, was sie nicht wollen. Deshalb kämpfen sie, verschmutzen die Umwelt und laden alles Mögliche ab. Ich möchte wissen, warum du es willst und warum du es nicht willst? Sieh ins Innere und du wirst sehen, dass ich all diesen Müll aufbewahrt habe. Das blockiert mich und es geht mir innerlich nicht gut. 

 

LAURA: Das ist sehr schön. Ich habe eine letzte Frage, die ich all meinen Gästen im Podcast stelle. Stell dir vor, du hast ein wunderbares, langes Leben. Und eines Tages geht dieses Lebensabenteuer zu Ende und deine Seele beschließt, nach Hause zurückzukehren. Ich komme zu dir und sage: Überraschung, Michael, heute ist dein letzter Tag auf Erden. Und ich habe ein weißes Blatt Papier und einen Stift. All deine Bücher wurden gelöscht, all deine Videos wurden gelöscht. Alles ist weg. Aber du hast dieses Blatt Papier und einen Stift und du kannst drei Dinge aufschreiben: Wenn man sich nur an diese drei Dinge erinnern würde, was würdest du schreiben? Von allem, was du je gesagt hast: Was würdest du aufschreiben? 

 

MICHAEL SINGER: Niemand hat mir je diese Frage gestellt. Wenn du dieses Blatt Papier zurückbekommen würdest, würde nichts darauf stehen. Ich bin nichts, es ist leer. Ich bin hierher zu Besuch gekommen, um zu wachsen, und habe jeden Moment meines Lebens dazu genutzt, das zu tun. Wenn ich Menschen helfen konnte, ist das wunderbar. Es war keine Absicht. Ich habe nie versucht, etwas zu tun. Ich habe nur immer weiter losgelassen und gesehen, wohin das führt. Und wenn es Zeit zum Sterben ist, werde ich es lieben. Ich möchte sehen, was passiert. Es ist also nur ein weißes Blatt Papier. Okay? Ich möchte nichts, an das sich die Leute erinnern. Es spielt keine Rolle. Ich denke nie darüber nach. 

 

LAURA: Was glaubst du, wird passieren, wenn du stirbst? Wohin wirst du gehen? 

 

MICHAEL SINGER: Ich meditiere schon seit vielen Jahren und ich denke, dass Menschen, die tief meditieren, ein tiefes Verständnis dafür haben, was vor sich geht. Es hängt also davon ab, welche Stufe man erreicht hat. Wenn du in deinem Leben sehr gut gewesen bist und in den Himmel kommen willst, dann kommst du in den Himmel, was auch immer das ist. Darüber will ich nicht sprechen. Wenn du tiefgründiger als das bist und erkennst, dass das nur ein weiterer Ort ist, an dem alles so ist, wie du es haben willst, dann willst du nicht sein. Du musst nicht sein. Es gibt keinen Grund für dich, zu sein. Und deshalb verschmilzt man einfach. Mir kommen die Tränen… Du schmilzt dahin zurück, wo du hergekommen bist, ins Einssein. Dorthin sind die Großen gegangen, als sie losgelassen haben. Christus sagte: „Mein Vater und ich sind eins.“ Die großen Meister verschmelzen zurück ins Einssein. Und dann ist niemand mehr da. Der große Meister Meher Baba sagte Folgendes: „Ich war ein Wassertropfen, der auf mich starrte. Dieser Tropfen fiel in den Ozean. Finde ihn.“ Du wirst den Tropfen nie finden, er tut das, was wir Verschmelzung nennen. Yoga bedeutet Verschmelzung, Vereinigung, Einssein. Das ist es, was sie alle versuchen, uns zu lehren, all die großen Meister. Das ist es, wer du bist. Du bist kein menschliches Wesen, du stammst von Gott ab. Okay, gut.

 

LAURA: Wunderschön. 

 

MICHAEL SINGER: Das ist es, was ich weiß. Nicht viel. 

 

LAURA: Ich danke dir so sehr für dieses wunderbare Gespräch. Ich habe es sehr genossen. Ich könnte 20 Stunden lang durchweg weiter mit dir sprechen. Vielen, vielen Dank. Es war so… Ich liebe deine Sichtweise auf die Spiritualität und darauf, Wissenschaft und Spiritualität als ein und dasselbe zu sehen. 

 

MICHAEL SINGER: So ist es. 

 

LAURA: Und mit der Realität zu sein. Ja, einfach mit ihr zu sein, anstatt zu versuchen, sie zu vermeiden. Ich danke dir so sehr, ich werde alle deine Bücher in die Shownotes aufnehmen, damit alle tiefer in deine Lehren eintauchen können. Ich danke dir wirklich sehr, aus tiefstem Herzen. 

 

MICHAEL SINGER: Mir geht es genauso. Ich fühle mich sehr geehrt, dich kennengelernt zu haben. Und vielleicht kommst du mal in die Staaten und besuchst den Tempel. 

 

LAURA: Ja, das mache ich. Danke. 

 

MICHAEL SINGER: Namaste. 

 

LAURA: Namaste.



Übersetzung und Untertitel: Subtitling Academy

Was hilft dir, mit schmerzhaften Erfahrungen umzugehen? Was war deine größte Erkenntnis aus dieser Folge?

Ich hoffe sehr, dass dich das Interview mit Michael Singer genauso inspiriert hat wie mich und dass du mit einer neuen Perspektive auf das Leben und die Realität blickst.

„Es gibt Gründe dafür, warum Dinge geschehen und du bist nicht der Grund. Du bist das Bewusstsein, das erlebt, was sich vor dir entfaltet.“

Michael A. Singer

Schreib mir gerne hier unter dem Beitrag oder in die Kommentare bei Instagram @lauramalinaseiler, wie dir diese Podcastfolge gefallen hat und was du für dich mitnehmen konntest. 

Rock On & Namasté

Deine Laura

Hier findest du alle Infos zu Michael Singer:

Weitere Links zur Folge:

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Hinweis: Die aufgeführten Links werden mit Veröffentlichung der Podcastfolge integriert und können zu einem späteren Zeitpunkt ggf. nicht mehr aktuell sein.

Community

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13 Kommentare
  • Vanessa Denschlag Gepostet unter 17:58h, 30 November Antworten

    kann es noch jemand nicht mit Deutscher Übersetzung sehen ?

  • Cornelia Gepostet unter 21:14h, 29 November Antworten

    Ein Gespräch voller Wunder! Eines der schönsten Gespräche : Schöne Fragen und schöne Antworten! Danke!

  • Beate Gepostet unter 20:57h, 23 November Antworten

    Unfassbar schön, erhellend und großartig. Ich hatte so viele Aha-Momente. Danke dafür.

  • karin Gepostet unter 14:46h, 23 November Antworten

    Eine Sternstunde – danke Laura!
    Ich hatte mehrere Aha – Momente während eures Gespräches und finde die Definition von Spiritualität die ihr herausgearbeitet habt so klar. Noch nie zuvor konnte ich so tief verstehen was ein spirituelles Leben bedeutet. Ihr beide solltet öfter miteinander sprechen. Ein Genuss zwei very conscious beings zuzuhören.
    Alles Liebe aus Wien, Karin

    • Victoria TeamLiebe Gepostet unter 10:30h, 24 November Antworten

      Liebe Karin ♡
      Wow, vielen Dank fürs teilen. Es ist so schön, dass dir die Folge so gefallen hat und du einige Aha-Momente hattest ♡

      Ganz viel Liebe zu dir
      Victoria und das TeamLiebe ♡

  • Beate Gepostet unter 12:25h, 23 November Antworten

    Ich liebe seine Art und Weise, sich auszudrücken. Und dir Laura ganz herzlichen Dank für die tollen Fragen…

  • Monique Gepostet unter 10:10h, 23 November Antworten

    Wirklich geweint, weil Michael Singer nichts auf dem weisen Blatt hinterlassen muss. FREI!! Ein wundervolles Gespräch… so einfach so weise 🙏 danke

    • Victoria TeamLiebe Gepostet unter 11:33h, 23 November Antworten

      Liebe Monique ♡
      Wir freuen uns sehr, dass dich die Folge mit Michael berühren durfte und dir das Gespräch gefallen hat 🙂

      Alles Liebe zu dir
      Victoria und das TeamLiebe ♡

  • Da Gepostet unter 00:02h, 23 November Antworten

    Wow! Das war wirklich tief und ergreifend und erhellend! Ihr seid zwei große erleuchtete Seelen. Thank you sooo much!

    • Victoria TeamLiebe Gepostet unter 11:32h, 23 November Antworten

      Liebe Dagmar ♡
      So gerne und schön, dass dich die Folge ergreifen und erhellen durfte.

      Ganz viel Liebe an dich, du wundervolle Seele 🙂
      Victoria und das TeamLiebe ♡

  • Chrissy Gepostet unter 21:03h, 22 November Antworten

    Ich hab so geweint, weil von Sprache und Bildern berührt und mich über Wiedererkennen gefreut, Dankeschön!

    • Victoria TeamLiebe Gepostet unter 11:27h, 23 November Antworten

      Liebe Chrissy ♡
      So schön, dass dich das Interview mit Michael so berührt und gefallen hat 🙂

      Alles Liebe zu dir
      Victoria und das TeamLiebe ♡

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